Elefantenbeine

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Molden-Biografie

Fritz Molden und sein Elefant

Er war Widerstandskämpfer, Autor, Zeitungsmacher und Verleger - der 1924 in Wien geborene und 2014 verstorbene Fritz Molden. Fast sein ganzes Leben wurde er von einer Fantasiefigur, einem Elefanten namens Jakob begleitet. Hanna Molden, Fritz Moldens Witwe, greift diese Figur nun auf. Mit ihrem neuen Buch "Der Jahrhundertelefant" zeichnet sie eine literarische Familienbiografie.

Als der fünfjährige Fritz Molden eines Abends noch nicht einschlafen will, erspäht er in der Sakkotasche seines Vaters Ernst weiße Papierblätter. Ernst Molden, damals stellvertretender Chefredakteur der "Neuen Freien Presse", erzählt seinem Sohn daraufhin, dass es sich dabei um den Brief eines befreundeten Elefanten namens Jakob aus Budapest handle.

Fritz Molden

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Fritz Molden

Ein Rüsseltier für Generationen

Was in einem Augenblick der Fantasie seines Vaters entsprang, begleitete Fritz Molden über Jahrzehnte. Viele Anekdoten über den Elefanten Jakob und fiktive Briefe von ihm folgten. Er schrieb sich in die Geschichten der Familie Molden ein und blieb über Generationen bis in die Gegenwart bestehen.

Vom kleinen Bub zum alten Mann

Diese Fantasiefigur griff nun Hanna Molden, die Autorin, Juristin und Witwe von Fritz Molden, auf, um mit „Der Jahrhundertelefant“ eine kleine, literarische Familienbiografie zu verfassen. Gegliedert in mehrere Abschnitte begleitet Elefant Jakob den "kleinen Bub", den "wilden Kerl" und schließlich den „alten Mann“ Fritz Molden. Im Laufe der Erzählung entwickelt sich dabei der Elefant vom Zeugen zum Erzähler.

Im Spiegel der Zeit

Der Widerstand der Familie gegen den Nationalsozialismus, Fritz Molden als Zeitungsmacher in der Nachkriegszeit und der Konkurs seines Verlag 1982 - die Stationen aus der tatsächlichen Familiengeschichte der Moldens leuchten in "Der Jahrhundertelefant" nur als kurze Schlaglichter auf. Hanna Molden ging es vor allem um die Lebenssituationen und um deren Atmosphäre.

Mir war es wichtig, das Familiengewebe zu schildern.

"Jede Familie hat ein Gewebe, wie ein Stoff", meint Hanna Molden. "Manche sind rau, manche sind glatt. Manche sind goldig, manche sind ein bisschen schäbig. Aber jede Familie hat ein Gewebe. Arm sind nur die, denen das nicht bewusst ist. Die gar nicht versuchen, an diesem Stoff zu arbeiten."

Buchumschlag

MOLDEN VERLAG

Eine Familie und ihre Erzählungen

"Der Jahrhundertelefant" ist in vielfacher Hinsicht auch ein Plädoyer für das Geschichtenerzählen. Und das war und ist tatsächlich ein wesentlicher Bestandteil der Familie Molden, nicht nur bei Fritz Molden. Seine Mutter Paula Preradović dichtete einst die österreichische Bundeshymne. Sein Sohn Ernst Molden zählt heute zu den bekanntesten Liedermachern des Landes.

Geschichte und Geschichten

"Der Jahrhundertelefant - Eine literarische Familienbiografie" erzählt von der Familiengeschichte und von den Familiengeschichten der Moldens. Ein kleiner Band, der anregt, auch wieder einmal eine der zahlreichen Publikationen von oder über Fritz Molden zur Hand zu nehmen. Und der auf fantasievolle Weise die ereignisreiche Biografie von Fritz Molden in Erinnerung ruft. Ein Mensch, der zeitlebens couragiert und mit einer dicken Haut auftraft.

Service

Hanna Molden, "Der Jahrhundertelefant - Eine literarische Familienbiografie", Molden Verlag 2021

Gestaltung

  • Jakob Fessler

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