Bernhard Paul

APA/ROBERT JAEGER

Film

"Ein Clown - Ein Leben"

45 Jahre ist es her, dass Bernhard Paul mit den einstigen Konventionen brach und seinen Zirkus Roncalli gründete - einen Zirkus, in dem auf Darbietungen mit Tieren ganz bewusst verzichtet wird. In der Dokumentation "Ein Clown - Ein Leben" porträtiert Filmemacher Harald Aue den schillernden Roncalli-Chef und zeichnet dabei ein Bild von Wien zwischen den 1970er Jahren und heute.

"Zirkus muss Zirkus bleiben (…) das, was der Herr Paul macht, is' a Jahrmarkt." - Ein gnadenloses Urteil des einstigen Präsidenten der österreichischen Zirkus-Direktoren, von dem sich Bernhard Paul Mitte der 1970er Jahre nicht abhalten ließ. Seit damals lässt er in seinem Zirkus Roncalli experimentell und mit feinem Geschmack die Poesie anstelle von müden Kamelen durch sein buntes Zelt wandern.

Zirkus ist, wenn der Intellektuelle, der Fabriksarbeiter und das Kleinkind an derselben Stelle lachen

"Die Leute sind übersättigt mit Stress und mit Problemen, die Leute haben ein Recht darauf, wieder einmal zu lachen", postulierte schon der junge Bernhard Paul, der sich nie als Direktor sah, sondern als verträumter Clown mit Liebe fürs Detail, der mit der verstauben Tradition der Zirkuskunst brechen wollte.

"Meine Mutter hat zum mir gesagt: Wenn du in der Schule nicht lernst, wirst du beim Zirkus enden. Das war - speziell in Österreich - sozial nicht erstrebenswert, die Zirkusse waren ganz arm. Da gab's ein paar alte Kamele und Inzucht-Löwen. Es war fürchterlich."

Ein Zirkus, der keine Tiere, sondern das traditionelle Clown-Trio zurück in den Mittelpunkt rückte. Ein Zirkus als Hommage an die Commedia dell’Arte und an melancholisch-verzauberte Welten à la Federico Fellini.

"Zirkus hat Tiere freigelassen"

"Den Zirkus gibt es seit 52 Jahren - und ich hab' die Tierwelt durch Holografie ersetzt; hab mit medialen Mitteln Tiere täuschend echt in der Manege erscheinen lassen. Damals gab es überall auf der Welt die Schlagzeile, dass der Zirkus Roncalli die Tiere freigelassen hat."

"Der Zirkus wird alles überleben", meint der Liedermacher Ernst Molden, der gemeinsam mit seinem Kollegen, dem Nino aus Wien den Soundtrack zum Film geschaffen hat. Einen Soundtrack, der die poetische Roncalli-Welt untermalt, und - so Bernhard Paul - der Zerrissenheit unserer Welt versöhnlich gegenübersteht: "Zirkus ist, wenn der Intellektuelle, der Fabriksarbeiter und das Kleinkind an derselben Stelle lachen … dann ist es Zirkus."

Zirkusdirektor Bernhard Paul

Zirkusdirektor Bernhard Paul

APA/ROBERT JAEGER

Service

Ein Clown - Ein Leben

Gestaltung

  • Julia Baschiera