Ein Blatt mit Wassertropfen

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Kulturpolitik

Fair-Pay-Reader des Kulturrats

Was ist ein faires Honorar für freischaffende Künstlerinnen und Künstler? Der Kulturrat Österreich hat jetzt den sogenannten Fair-Pay-Reader vorgelegt, dem detailliert zu entnehmen ist, was ein faires und angemessenes Honorar ist, für einen Malerin, einen Schauspieler oder für eine Literaturübersetzung.

Ein Regisseur verzichtet auf seine Gage, um die anderen Mitglieder seines Theaterprojekts bezahlen zu können. Eine Künstlerin soll ihre Werke unentgeltlich in einer Galerie ausstellen und sich stattdessen über die damit verbundene Aufmerksamkeit freuen.

Bezahlung in der freien Szene ist nach wie vor nicht selbstverständlich ...

Situationen wie diese gehören zum Alltag in der freien Kunst und Kulturszene, sagt Daniela Koweindl, kulturpolitische Sprecherin bei der IG Bildende Kunst und Vorstandsmitglied im Kulturrat Österreich: "Es ist nach wie vor nicht selbstverständlich, dass eine Künstlerin, wenn sie sich an einer Ausstellung beteiligt, auch nur irgendeinen Cent dafür bekommt - für den ganzen Arbeitsaufwand von der ersten Anfrage bis zum Werk, das dann in der Ausstellung zu sehen ist."

Empfehlungen, Musterverträge, Berechnungstabellen

Abhilfe schaffen soll nun der 200 Seiten starke Fair-Pay-Reader des Kulturrates, der neben Honorar-Empfehlungen auch Musterverträge und Berechnungs-Tools enthält. "Dass man in Tabellen oder in Absätzen nachschlagen kann und konkrete Beträge finde, die empfohlen werden für diese oder jene künstlerische, kulturelle oder Medien-Tätigkeit. Und dann kann ich hier nachsehen: Eine Ausstellung mit vier, sieben beteiligten Künstlerinnen, da ist ein Basissatz empfohlen von 500 Euro je Künstlerin", erklärt Koweindl.

Wer bei einer Veranstaltung Licht und Tontechnik, Abendkasse, Garderobe oder Saaldienst macht, sollte deutlich über 25 Euro pro Stunde erhalten. Die niedrigste empfohlene Gage der Musikergilde für einen Live-Auftritt liegt bei 350 Euro pro Bandmitglied, und das Lesehonorar einer Schriftstellerin bei mindestens 400 Euro pro Einzellesung.

Keine öffentlichen Gelder für Projekte, bei denen Kunst- und Kulturarbeiterinnen ausgebeutet werden

Daniela Koweindl: "Als Interessensvertretungen werfen wir diese Empfehlung jetzt mal so in den Raum, um darauf verweisen zu können: Das wäre eigentlich eine angemessene und faire Bezahlung. Und jetzt ist für uns ein erstes wichtiges Ziel, dass diese Empfehlungen zu einer Voraussetzung für öffentliche Förderungen werden, weil wir sagen: Keine öffentlichen Gelder für Projekte, wo Kunst- und Kulturarbeiterinnen ausgebeutet werden."

Eine gesetzliche Grundlage gibt es nicht. Immerhin ist die Fair-Pay-Strategie Teil des Regierungsprogramms. Seit rund einem Jahr läuft außerdem der sogenannte Fairness-Prozess zwischen Bund, Ländern und freier Szene.

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