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APA/WOLFGANG HUBER-LANG

Expansionskurs

König Galerie eröffnet in Wien

Er gilt als Popstar unter den Galeristen, bringt einen eigenen Podcast heraus, betreibt ein Lifestyle-Label und publiziert ein Magazin. Nun eröffnet der Berliner Galerist Johann König eine Dependance in Wien.

Johann König hat Künstlerinnen wie Alicja Kwade und Claudia Comte groß gemacht, seit einigen Jahren vertritt er aber auch Erwin Wurm, derzeit der am internationalen Kunstmarkt wohl höchst gehandelte lebende Künstler aus Österreich. Nach mehreren gescheiterten Anläufen eröffnet der 40-Jährige nun eine Wiener Galerie. In direkter Nachbarschaft zur Secession befindet sich der neueste Standort der König Galerie. Konkret: im Kleinen Haus der Kunst von Szenegastronom Martin Ho. Dass diese Kooperation im heimischen Kunstbetrieb mit Skepsis beäugt wird, war zu erwarten.

Mann lehnt an einem Stein, dahinter Spiegel

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Spiegel und Findlinge gehören zu den immer wiederkehrenden Requisiten im bildhauerischen Werk der deutsch-polnischen Künstlerin Alicja Kwade. Kwade schafft Reflexionen und Verdoppelungen, die stetig neue Konstellationen erzeugen. Die reflektierte Umgebung wird zum Teil des Kunstwerkes, durch Spiegel getrennte Objekte ergänzen einander im Spiegelbild auf geradezu wundersame Weise. Gleich im Eingangsbereich des Kleinen Haus der Kunst steht eine dieser ikonischen Arbeiten von Alicja Kwade.

"Alchemie ohne Zauberei" nennt das die 42-Jährige, die heute zu den international erfolgreichsten Künstlerinnen zählt, die von der Berliner König Galerie vertreten werden. Alicja Kwade, Katharina Grosse, Helen Martin, oder Camille Henrot. Es sind in erster Linie weibliche Positionen, mit denen die König Galerie am internationalen Kunstparkett auf sich aufmerksam gemacht hat. "Wir haben eigentlich kein weibliches Programm", berichtigt Johann König. "Wir haben Geschlechterparität. Unser Programm sticht nur deshalb hervor, weil das Programm vieler anderer Galerien sehr männlich ist."

Weibliche Perspektiven der Bildhauerei

Für Johann König Grund genug, die Eröffnungsausstellung in seiner neuen Wiener Dependance nur mit weiblichen Positionen zu bestücken. "One Decade of Female Sculptors" heißt die Schau, die 30 Bildhauerinnen unterschiedlicher Generationen zeigt. Lange, so König, seien Frauen im männlich dominierten Kunstbetrieb übersehen worden. Gerade die Bildhauerei galt als männliche Domäne, war und ist verknüpft mit dem Bild des männlichen Kunstgenies, das Marmor und Bronze mit schwerem Gerät bearbeitet.

"Interessant ist natürlich die Frage, wie wichtig Geschlecht überhaupt ist", ergänzt Johann König. "Offensichtlich ist es immer noch etwas Besonderes eine Ausstellung nur mit Frauen zu machen. Bis vor kurzem war es Standard Ausstellungen zu zeigen, in denen nur Männer vertreten sind. Das geht mittlerweile nicht mehr!"

Female Empowerment am Kunstmarkt

Auch am Kunstmarkt wurde das Schlagwort Female Empowerment längst zum Marketingtool. Die König Galerie hat das erkannt. Vor kurzem posierte die Schweizer Künstlerin Claudia Comte mit einer Kettensäge auf dem Cover des hauseigenen König Magazins. Comtes polierte Holzskulpturen mit hohem Wiedererkennungswert werden am Kunstmarkt hochgehandelt. Für Francesca Habsburg Stiftung Thyssen-Bornemisza Art Contemporary hat die Schweizerin vor kurzem einen Unterwasser-Skulpturenpark geschaffen, in der König Galerie im Kleinen Haus der Kunst ist nun eine ihrer Skulpturen in Korallenform zu sehen.

Doch die Schau "One Decade of Female Sculptors" versammelt nicht nur Künstlerinnen, die von der König Galerie vertreten werden. Auch andere heimische Galerien haben Arbeiten zur Verfügung gestellt: Aus der Galerie Krinzinger stammt eine Arbeit von Brigitte Kowanz, die Galerie Nächst St. Stephan hat eine Skulptur von Katharina Grosse beigesteuert. Überhaupt versteht Johann König den neuen Wiener Standort nicht als Galerie im engeren Sinne, sondern eher als Showroom, in dem große Ausstellungsprojekte entwickelt werden sollen.

"Wir verstehen uns als Ausstellungsproduzenten!"

"Ich glaube, dass sich die Galeriearbeit grundsätzlich verändert. Wir verstehen uns weniger als Kunsthändler, sondern eher als Ausstellungsproduzenten. Wir sind an all unseren Standorten darum bemüht, ein vermittelndes Programm zu machen", erläutert Johann König. "Wir waren nie auf unser reines Galerieprogramm konzentriert. Wir wollen ein niederschwelliges Angebot schaffen und verstehen uns als Kunstvermittler einer größeren Öffentlichkeit gegenüber."

Neben Dependancen in London, Monte Carlo und Seoul eröffnet die in Berlin ansässige König Galerie nun einen weiteren Standort in Wien. Bereits vor einigen Jahren signalisierte Johann König Interesse, das Augarten Atelier zu bespielen, in dem zuletzt Francesca Habsburg Stiftung Thyssen-Bornemisza Art Contemporary untergebracht war. Die Verhandlungen mit der Burghauptmannschaft scheiterten jedoch, Königs Expansionskurs wurde eingebremst. "Ich wollte immer schon nach Wien", beteuert Johann König, "nicht zuletzt deshalb, weil meine Frau und meine Mutter aus Wien kommen." Nun ist Johann König mit seiner Galerie also in Wien angekommen und zwar an einem prestigeträchtigen Ort direkt vis-à-vis der Secession, nicht unweit der Albertina modern. Fast könnte man davon sprechen, dass Wien ein neues Kunstcluster bekommt. Dass die heimische Szene, die Kooperation mit Szenegastronom und Sebastian-Kurz-Intimus Martin Ho mit Skepsis aufgenommen hat, nimmt König in Kauf. Er ist es gewöhnt, mit seinen unorthodoxen Methoden im etablierten Kunstbetrieb anzuecken.

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