Jenny Holzer vor "Inflammatory Wall"

APA/AFP/ANDER GILLENEA

Radiokolleg, 09 11 2021

Positionen in der Kunst: Jenny Holzer

Wenn man an die Kunst von Jenny Holzer denkt, dann fallen einem zuerst ihre ´Truisms` ein - zu deutsch etwa: Binsenweisheiten. Es sind pointierte Einzeiler mit häufig mehrdeutigen Aussagen zu allgemeinmenschlichen Sachverhalten: "Abuse of power comes as no surprise" (= Machmissbrauch kommt nicht überraschend) oder "Protect me from what I want" (= Beschütze mich vor dem, was ich will).

Am Beginn ihrer Karriere verbreitete Holzer die ´Truisms` über anonyme Poster an Gebäuden, Mauern und Zäunen in Lower Manhattan, später auch über andere Medien wie LED-Leuchtbänder, Aufkleber, T-Shirts und das Internet. Bis zum heutigen Tag sind zwischen 250 und 300 solcher Epigramme entstanden, die jedoch niemals in einem gemeinsamen Werk vereint waren, sondern in verschiedenen Versionen existieren. Das Werk Jenny Holzers will die Betrachter nicht belehren, sondern nur das zeigen, was der Fall ist. Es ist eine Kunst des interesselosen Wohlgefallens, die keine Antworten gibt, aber wichtige und richtige Fragen provoziert.

Der Beitrag ist im Rahmen eines Kooperationsnetzwerkes mit der Albertina Modern entstanden.

Gestaltung: Thomas Mießgang

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