Ausschnitt des Covers

DYNAMO WIEN/FLORIAN JUNGWIRTH

Gehört

Das Ö1 Magazin im Oktober

Die stärksten Seiten von Ö1 gehören "gehört", dem monatlich erscheinenden Ö1 Magazin. Neben einer ausführlichen Übersicht über das komplette Radioprogramm des kommenden Monats finden Sie hier interessante Reportagen und Hintergrundberichte über das Programm und seine Gestalter und Gestalterinnen. Das Ö1 Magazin steht exklusiv Ö1 Club-Mitgliedern zur Verfügung.

Gehört-Cover

DYNAMO WIEN/FLORIAN JUNGWIRTH

Als ich in den frühen 1980er Jahren als Zwanzigjähriger begonnen habe, fürs Radio zu arbeiten, war mir klar, es muss der Aktuelle Dienst sein. Ein rasender Reporter, der über Politik und Chronik, über Kultur und Sport berichtet, und dann noch DJ der Morgensendung, das war, so dachte ich, richtiges Radio. Und anderes wollte ich nicht. Undenkbar und unvorstellbar wäre es damals gewesen, Sendungen für die Reihe Du holde Kunst zu produzieren. Einige Jahrzehnte später konnte ich das tun und ich zähle es jetzt, am Ende meines Berufslebens, zu meinen schönsten und sinnvollsten Tätigkeiten für den ORF.

Natürlich setzt das Produzieren einer Holden Kunst bestimmte Kenntnisse und Fertigkeiten voraus, aber vor allem braucht es Ernsthaftigkeit und Muse. Hier treffen sich Lyrik und Kammermusik, verdichte Formen der Sprache und der Musik. Hier geht es um Substanzielles, um Wahrhaftiges.

Du Holde Kunst-Sendungen gestalten zu dürfen war und ist ein Privileg, u.a. weil man Zeuge eines geradezu zauberhaften Transformationsprozesses wird: Wenn ein Gedicht auf Papier im Studio durch großartige Schauspieler:innen auch noch Klang wird, wenn die Musik, die es einleitet oder die ihr folgt, Bezug dazu aufnimmt, wenn Wort und Musik durch Zeit und (Gefühls-)Räume führen. „Das Verständlichste an der Sprache ist ja nicht das Wort selber“, schrieb Friedrich Nietzsche, „sondern Ton, Stärke, Modulation, Tempo mit denen eine Reihe von Worten gesprochen wird - kurz: die Musik hinter den Worten, die Leidenschaft hinter diese Musik, die Person hinter dieser Leidenschaft: Alles das also, was nicht geschrieben werden kann.“

Zu merken, wie sich Geschriebenes verwandelt, wenn es gesprochen wird, zu hören, wie unterschiedlich ein und dasselbe Gedicht interpretiert werden kann, und zu wissen, dass man sich in guter großer Gemeinschaft (denn mehr als 200.000 Menschen hören Du Holde Kunst) befindet und doch zugleich als Person gemeint ist, auch das verdanken wir der Holden Kunst im Radio.

Gudrun Hamböck, der Producerin der Sendung, ist zu danken, dass sich die Sendereihe in den vergangenen Jahren inhaltlich und formal weiterentwickelt hat. Das Jubiläum der Holden Kunst ist für uns auch Anlass, zukünftig auch während der Woche Gedichte zu senden - nicht in der klassischen Form der Sonntagssendung, sondern eingestreut im Programm. Der Mittwoch soll zukünftig auch ein Tag mit mehr Poesie werden. Ich hoffe, auch Sie können sich darauf freuen.

Ein Geburtstagsgeschenk haben wir von Klemens Lendl und David Müller, den Strottern, erhalten. Sie haben Schuberts „An die Musik“ mit Gitarrenbegleitung für uns aufgenommen, mit der wunderbaren zuversichtlichen Verszeile des Schubert-Freundes Franz Schober: „Du holde Kunst, in wieviel grauen Stunden, Wo mich des Lebens wilder Kreis umstrickt, Hast du mein Herz zu warmer Lieb entzunden, Hast mich in eine beßre Welt entrückt.“

Kurt Reissnegger

Ö1 Programmchef

Information

  • Erscheinungsweise: 12 x p.a.
  • Direktversand an Ö1 Club-Mitglieder
  • Auflage: 50.000 Stück
  • Format: 208 x 289 mm
  • Druck: 4-farbig
  • Seitenanzahl: 60 Seiten
  • Chefredaktion: Robert Heis