Cargo-Zugverkehr, Logistikstation in China

AP/WANG CHUN

Radiokolleg

Internationaler Güterverkehr - Von der Straße auf die Schiene

Trotz Klimawandels und Erderwärmung werden weiterhin viele Tonnen Rohstoffe und Güter tagtäglich in Millionen von LKW-Fahrten über den europäischen Kontinent gefahren. Der Antrieb der großen Brummer ist der besonders klimaschädliche Diesel. Viele dieser Fahrten könnten durch einen Transport auf der Schiene ersetzt werden.

Millionen Tonnen von Gütern rollen täglich auf Lkws über die Straßen der Welt, Europas und natürlich auch Österreichs. Wie viele dieser Fahrten sind unbedingt notwendig? Wie viele könnte man ersatzlos streichen, weil zum Beispiel nicht mehr Güter aus Land A quer durch Europa ins Land B gebracht werden, um dort eine Verpackung zu bekommen, anschließend nach A zurückgebracht werden, damit sie dort etikettiert werden, um dann wiederum in B verkauft zu werden -dies nur als kleine Illustration des Problems, mit dem wir und die Welt es zu tun haben.

Viele Ursachen für ein Problem

Motor des Problems -wie passend! -sind mehrere Faktoren: In den Ausbau der Straßeninfrastruktur wurde in den letzten 60 Jahren ein Vielfaches des Geldes gesteckt, das man für die Modernisierung und den Ausbau des Bahnnetzes aufgewendet hat. Die Lkw-Fahrer/innen verdienen empörend wenig! Sie gehören zu den am meisten ausgebeuteten Arbeitenden dieser Erde. Ihre Löhne wurden im internationalen Wettbewerb niedrig gehalten -ermöglicht durch zu laxe Kontrollen bei der Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen.

Dazu kommen zu niedrige Treibstoffpreise sowie die extrem späte Einführung einer streckenabhängigen Maut. Und es geht weiter: Durch die billigen Transporte war es möglich, Lagerkosten zu sparen, denn Waren, die auf der Straße unterwegs sind, sind billiger als Waren, die in Hallen lagern müssen. In der Branche nennt man das Just-in-Time-Lieferung -in der Realität führt das zu mehr Lkw-Fahrten, bei denen kleinere Warenmengen geliefert werden.

Dazu kommt: Während man sich in Sachen Straßenverkehr innerhalb Europas abspricht, stoßen an den Grenzen der europäischen Staaten teilweise inkompatible Bahnsysteme aufeinander. Die Bahnunternehmen sind nationalstaatlich geprägt, das System ist behäbig, Innovationen geschehen langsam.

Und: Tatsächliche Kosten werden nicht auf die Lkw-Transporte umgelegt -das bedeutet, dass Umwelt- und Klimaschäden nicht in die Fahrten eingepreist werden, etwa durch höhere Mineralölsteuer oder Maut.

Fehlende Anschlussstrecken und kein Bahnanschluss

Nun zur Bahninfrastruktur: Österreich steht hier im europäischen Vergleich sehr gut da. Pro Einwohner/in werden hier die meisten Bahnkilometer ausgebaut. Dennoch hakt es bei wichtigen Tunnelprojekten wie zum Beispiel am Brenner, wo nur einzelne Abschnitte ausgebaut werden, nicht aber die gesamte Strecke geplant und eine Erweiterung durchgeführt wird. Ein Problem sind auch die Verkehrsknotenpunkte und Anschlussstrecken, die im Bahnverkehr noch zu einem Gutteil fehlen. So werden Industrie- und Gewerbegebiete in Österreich immer noch überwiegend ohne Bahnanschluss errichtet, es herrscht Handlungsbedarf in alle Richtungen: juristisch, raumplanerisch und auf Gemeinde-, Landes- und Bundesebene.

Ideen und Modelle für die Güterlastumverteilung

Inzwischen gibt es zahlreiche Ideen und Modelle für die Umverteilung der Güterlast von der Straße auf die Schiene. Aus heutiger Sicht kann man sagen: Das Verladen ganzer Lkws auf Züge ist kein zukunftsträchtiger Weg, denn allein durch das Gewicht der Fahrzeuge kommen viele Tonnen unnötige Last hinzu. Wir brauchen ein System mit Wechselbehältern, die mit allen europäischen Bahnsystemen kompatibel sind. Die Regierungen müssen an einem Strang ziehen und die variablen Kosten des Lkw-Verkehrs, Maut und Mineralölsteuer, international gleichschalten, damit es nicht zu Tausenden „Umfahrungskilometern“ kommt. Und schließlich muss der Bahnverkehr, international koordiniert, mit zahlreichen Anschlussstrecken ausgebaut werden, damit nur die letzte Zustellung auf der Kurzstrecke „in die Dörfer“ mit dem Lkw vorgenommen wird.

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