Szene aus "Fire Shut Up In My Bones"

MET OPERA/KEN HOWARD

"Opernabend" aus der Met

"Eine Musik, die alles erfasst"

Die Oper "Fire Shut Up In My Bones" von Terence Blanchard aus der Met in Ö1.

In der musikalischen Welt des Jazz und des Films ist er weltberühmt: der US-amerikanische Trompeter und Komponist Terence Blanchard; viele seiner Alben und zahlreiche seiner mehr als 60 Partituren für Filme sind mit renommierten Preisen ausgezeichnet worden.

Doch jetzt hat der 1962 in New Orleans geborene Künstler auch in ganz anderer Weise Musikgeschichte geschrieben: Mit seiner zweiten Oper, "Fire Shut Up In My Bones", uraufgeführt 2019 in St. Louis, hat er einen triumphalen Erfolg an der New Yorker Metropolitan Opera gefeiert - als erster Komponist afroamerikanischer Herkunft an Amerikas erster Opernbühne.

Historischer Abend

Noch nie in der 139-jährigen Geschichte des berühmten Opernhauses war einem afroamerikanischen Tonschöpfer diese Ehre zuteilgeworden, im vergangenen Herbst zum Spielzeitauftakt wurde das bisherige Versäumnis korrigiert - und das sonst auch bei großen Stars der Gesangswelt zwar enthusiastisch, aber in der Regel doch eher kurz applaudierende Publikum feierte den Komponisten und sein Werk mit lang anhaltenden Standing Ovations.

Dabei handelt es sich bei "Fire Shut Up In My Bones" (basierend auf den Memoiren von Charles M. Blow, der wie der Komponist seine Kindheit in Louisiana verbracht hat) thematisch in keiner Weise um eine kulinarische, einfach zu rezipierende Kost: Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein Mann, der einst als Kind von einem Cousin sexuell missbraucht wurde - es geht um die Themen Rassismus, Kindesmissbrauch und verschiedene Vorstellungen von Männlichkeit, aber auch um die Erkennung und Überwindung von Traumata.

Blues, Jazz und Klassik verwoben

Künstlerisch hat Blanchard mehrere musikalische Idiome in grandioser Art verflochten, es gibt ganz klassisch anmutende Arien und Ensembles, aber auch Jazz und Blues. Für das Musikmagazin "Crescendo", in einem Interview mit Ruth Renée Reif, hat der Komponist seine Musiksprache für diese Oper folgendermaßen beschrieben:

"Meine Vorbilder waren Igor Strawinsky, Giacomo Puccini und all die großen Komponisten. Strawinsky ließ sich von ungarischen Motiven anregen, nachdem er während des Ersten Weltkriegs in Genf den ungarischen Roma-Musiker Aladár Rácz kennengelernt hatte. Aus diesen Einflüssen schuf er fantastische Musik. Dasselbe versuche ich mit den musikalischen Erfahrungen, die mich begleiteten, Blues, Jazz, Gospel und klassische Musik. Die Ideen können von überallher kommen und dann etwas Großartiges entzünden. Es ging mir nicht darum, Musik aus einem Genre oder einer bestimmten Epoche zu schaffen. Was ich wollte, war eine Musik, die alles umfasst."

Will Liverman als Charles in Terence Blanchards "Fire Shut Up in My Bones"

Will Liverman als Charles in Terence Blanchards "Fire Shut Up in My Bones".

MET OPERA/KEN HOWARD

Von New York nach Chicago

Met-Musikdirektor Yannick Nézet-Séguin hat die triumphale Met-Erstaufführung von "Fire Shut Up In My Bones" einstudiert und geleitet. An der koproduzierenden Lyric Opera of Chicago wird das Werk im März und April dieses Jahres zu erleben sein. In Ö1 ist die Aufführung aus der Metropolitan Opera New York bereits am 19. Februar um 19.30 Uhr zu hören.

Service

The Metropolitan Opera - Fire Shut Up In My Bones
Crescendo - "Ich wollte eine Musik schreiben, die alles umfasst."

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