Szenenausschnitt aus "Drei Etagen", Frau in einem Blumenkleid

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Kino

"Drei Etagen" von Nanni Moretti

2015 hat der israelische Schriftsteller Eshkol Nevo in seinem Buch "Über uns" drei Kurzgeschichten über drei Familien und ihre zwischenmenschlichen Beziehungen in einem Mehrfamilienhaus veröffentlicht. Der italienische Regisseur Nanni Moretti verlegt den Handlungsort nach Rom und webt die Erzählfäden der drei Geschichten ineinander. "Drei Etagen" heißt der Film, der letztes Jahr im Wettbewerb in Cannes lief.

Mit einem Mords Karacho fährt ein Kleinwagen in eine gläserne Hauswand. Eine Frau wird getötet, der Fahrer, der noch jugendliche Andrea, ist betrunken. Ab nun liegt eine Last auf der Familie eines Richter-Ehepaares, eine folgenschwere Last, die man nicht mehr loswerden wird.

Stärken und Schwächen

Drei Etagen eines Hauses in Rom, drei Familien, und drei Geschichten verschränkt der italienische Regisseur Nanni Moretti, in seinem neuen Film ineinander.

Kleinere und größere Dramen des Alltags werden zur Folie, auf die Moretti menschliche Stärken aber vor allem Schwächen projiziert: jener Richter, der seinen Sohn verstößt, eine Jung-Mutter, die von ihrem Partner schon bei der Geburt des gemeinsamen Kindes allein gelassen wird, ein Vater, der sich in die Vorstellung hineinsteigert, seine kleine Tochter wäre sexuell missbraucht worden.

Szenenausschnitt aus "Drei Etagen"

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"Männer sind Sturköpfe"

Es sind vor allem Männer, die bei Moretti ihre Gefühle nicht unter Kontrolle haben, nicht ihren Stolz und auch nicht ihr sexuelles Begehren. Und es sind die Frauen, die sich damit nicht abfinden wollen. Die Männer in meinem Film wären Sturköpfe, im Glauben auf der richtigen Seite zu stehen, meint Nanni Moretti.

Er widmet sich vor allem der Dynamik in den Familien-Beziehungen über einen Zeitraum von 15 Jahren, geprägt von Loyalitätskonflikten, Kränkungen und Gewissensbissen, von Ignoranz und Verzweiflung, von der Unfähigkeit zu Verzeihen und sich zu versöhnen und vom Verlust von Menschen.

Ruhiger Erzählfluss

Nanni Moretti sortiert die komplexen Gefühlslagen seiner Figuren mit erzählerischer Behutsamkeit, zeigt die Verletzlichkeit seiner männlichen Protagonisten und befreit sie letztlich aus den Klischees ihrer festgefahrenen Selbstwahrnehmung. Nicht immer kommt das rechtzeitig, manchmal aber auch nicht zu spät.

Gestaltung

  • Arnold Schnötzinger