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Radiokolleg | 16 03 2022
Heinrich Walcher
1972 tauchte im Rahmen des ORF-Nachwuchswettbewerbs "Showchance" wie aus dem Nichts ein Lied namens "Gummizwerg" in der Ö3-Hitparade auf (und besetze dort einige Wochen die Spitzenposition), das bei genauer Betrachtung zu den abstrusesten, merk- und denkwürdigsten Hervorbringungen des - damals noch gar nicht so etikettierten - Genres "Austropop" zählt
31. März 2022, 11:56
Es besang im Stil eines fröhlichen Kinderlieds die Verlockungen und Gefahren von Drogen, von Cannabis über Kokain bis zu Heroin. Der Song wurde fleißig im Radio gespielt, bis der damalige ORF-Intendant und spätere Wiener Bürgermeister Helmut Zilk Einspruch erhob und auf die Ambivalenz des "Antidrogenlieds" hinwies. Ein aufgelegter Skandal. Schöpfer des Liedes war ein gewisser Heinrich Walcher, der - statt wie vom Vater angeregt, wie er Arzt zu werden - lieber ein Studium bei Professor Wolfgang Hutter an der Wiener Hochschule für angewandte Kunst absolvierte. Vor 1967 hatte Walcher in einer Band namens Havelocks seine Affinität zu den Beatles & Co. ausgelebt, ein Tipp des Bassisten der populären Jack's Angels hatte ihn in Folge zur Ö3-Austropop-Mentorin Eva-Maria Kaiser geführt. Der "Gummizwerg" (Platz 2 der "Showchance") war dann der Start eines veritablen Laufs mit weiteren leicht schrägen Schlagern á la "Mimi" oder "Erdbeer, Zitrone und Haselnuss". Insgesamt wurden mit dem ORF drei Alben produziert. Nach einer Zusammenarbeit mit dem späteren Falco-Produzenten Robert Ponger ("Rosemarie") zog es Heinrich Walcher gemeinsam mit seiner Frau aber nach Kärnten. Die Pop-Karriere verlief im Sand der Zeit.
Gestaltung: Walter Gröbchen