Heinrich Walcher

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Radiokolleg | 16 03 2022

Heinrich Walcher

1972 tauchte im Rahmen des ORF-Nachwuchswettbewerbs "Showchance" wie aus dem Nichts ein Lied namens "Gummizwerg" in der Ö3-Hitparade auf (und besetze dort einige Wochen die Spitzenposition), das bei genauer Betrachtung zu den abstrusesten, merk- und denkwürdigsten Hervorbringungen des - damals noch gar nicht so etikettierten - Genres "Austropop" zählt

Es besang im Stil eines fröhlichen Kinderlieds die Verlockungen und Gefahren von Drogen, von Cannabis über Kokain bis zu Heroin. Der Song wurde fleißig im Radio gespielt, bis der damalige ORF-Intendant und spätere Wiener Bürgermeister Helmut Zilk Einspruch erhob und auf die Ambivalenz des "Antidrogenlieds" hinwies. Ein aufgelegter Skandal. Schöpfer des Liedes war ein gewisser Heinrich Walcher, der - statt wie vom Vater angeregt, wie er Arzt zu werden - lieber ein Studium bei Professor Wolfgang Hutter an der Wiener Hochschule für angewandte Kunst absolvierte. Vor 1967 hatte Walcher in einer Band namens Havelocks seine Affinität zu den Beatles & Co. ausgelebt, ein Tipp des Bassisten der populären Jack's Angels hatte ihn in Folge zur Ö3-Austropop-Mentorin Eva-Maria Kaiser geführt. Der "Gummizwerg" (Platz 2 der "Showchance") war dann der Start eines veritablen Laufs mit weiteren leicht schrägen Schlagern á la "Mimi" oder "Erdbeer, Zitrone und Haselnuss". Insgesamt wurden mit dem ORF drei Alben produziert. Nach einer Zusammenarbeit mit dem späteren Falco-Produzenten Robert Ponger ("Rosemarie") zog es Heinrich Walcher gemeinsam mit seiner Frau aber nach Kärnten. Die Pop-Karriere verlief im Sand der Zeit.

Gestaltung: Walter Gröbchen

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