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Raum als Medium der Kunst
"Schindler House Los Angeles" im MAK
Vor genau 100 Jahren wurde das "Schindler House" in Los Angeles von dem Architekten Rudoph M. Schindler errichtet. Anlässlich dieses Jubiläums zeigt das MAK eine Ausstellung, die Schindlers Auffassung von Kunst, Architektur und Design reflektiert.
29. April 2022, 02:00
Gezeigt werden Skulpturen, Fotografien und Objekte von internationalen Künstlern, die Schindlers Formensprache und Ideen beleuchten. Darunter ehemalige Stipendiat:innen, die im Schindler House, einer Expositur des MAK, Studienaufenthalte verbracht haben.

MAK Center for Art and Architecture, Los Angeles, Rudolph M. Schindler House
MAK/GERALD ZUGMANN
Neue Perspektiven der Architektur
Heiter, offen und leicht wirkt die Architektur des Schindler Hauses, beeinflusst durch das Klima Kaliforniens. Die Trennung zwischen innen und außen ist durchlässig und die großformatigen Fotografien von Candida Höfer lassen erahnen, warum Schindler sagte, Architektur sei für ihn eine Art von Musik.

Candida Höfer, Schindler House, Los Angeles, 2000
BILDRECHT WIEN
150 Bauten errichtete Schindler in Südkalifornien und arbeitete die Materialien der Umgebung in seine ephemere Architektur ein, wie die Kuratorin der Ausstellung Bärbel Vischer sagt: "Schindler hat die Betonflächen selbst gegossen, Beton war in der damaligen Zeit exklusives Material. Er hat auch viel mit Holz gearbeitet und Wände aus Papier gestaltet, die immer wieder ausgewechselt werden müssen. Schiefe Wände, schiefe Türen, eröffnen immer wieder neue Perspektiven."
Spielerische Raumgestaltung
Zu sehen sind in der Schau Arbeiten von Künstlern, die Schindlers architektonische Formensprache aufgreifen, wie Andreas Fogarasi, der 2007 bei der Biennale in Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde. Er hat eine Kaminabdeckung aus dem Schindler-Haus in ein freistehendes Objekt aus Marmor verwandelt. Wie hier bedienen sich seine Arbeiten oft der Strategien der Architektur und verkehren sie in dysfunktionale Settings.

MAK/GEORG MAYER
Fogarasi liebt die emotionale Entspanntheit, die die Architektur Schindlers ausstrahlt: "Die Präzision der Raumgestaltung und das Ineinanderfügen von Räumen hat Schindler sozusagen aus Wien mitgebracht, es gibt überraschende räumliche Momente und Durchblicke. Man öffnet eine Schiebetüre und findet einen Schrank dahinter, dann gibt es noch eine Türe und man ist im Schlafzimmer. Das hat etwas so Spielerisches und ist für jemanden wie mich, der sich mit Raum und Bild beschäftigt sehr spannend."
Entenhausen
Als junger Künstler - im Rahmen seines Schindler-Stipendiums - erstmals die Stadt Los Angeles erlebt zu haben, hat seine Arbeit massiv beeinflusst. "Los Angeles hat eine Stadtstruktur, die man eigentlich aus Entenhause von Donald Duck kennt. Dann wohn man plötzlich selbst in so einem Haus, rundherum ist es grün, Autos stehen vor dem Vorgarten. Das hat Spuren im Werk von vielen Stipendiaten hinterlassen, sie haben erlebt, wie Stadt funktionieren kann und wie sich zwischen Bild und Architektur ganz neue Verbindungen auftun.
200 Schindler-Stipendiat:innen
Seit 1995, dem Beginn des Artists-in-Residence-Programms im Schindler-Haus, waren rund 200 internationale Stipendiat:innen im MAK Center zu Gast. Als Rahmenprogramm zur Ausstellung wird der Film "Schindlers Häuser" von Heinz Emigholz gezeigt.

Stephen Prina, As He Remembered It, Living Room Category, 2011
MAK-Kunstblättersaal
MAK/GEORG MAYER