Blumenvielfalt in Costa Rica.

ERNST WEBER

Ambiente

Costa Rica: Artenreiche Tropenvielfalt

Unterwegs im Reich der Brüllaffen und Kaimane, Aras, Tukane und anderer tropischer Waldbewohner

Costa Rica ist eines der artenreichsten Länder der Welt. Am Fuße des Vulkans Arenal streiten sich bunte Aras um Strandmandeln, Tukane fliegen über die fruchtbare Ebene, Nasenbären stöbern im Dickicht um Nahrung. Vogelkundler kommen hier genauso auf ihre Rechnung wie Liebhaber von exotischen Reptilien. Auch Säugetiere wie Faultier, Aguti und Ameisenbär verstecken sich nicht. Der Wiener Botaniker Anton Weissenhofer führt eine Studienreise durch unterschiedliche Biotope und in die schönsten Nationalparks des Landes:

Bergregenwald im Braulio Corillo Nationalpark

ERNST WEBER

„Ein Kaiman auf vierzehn Uhr, zwei Brüllaffen auf elf Uhr, darüber ein Faultier.“

Anton Weissenhofer ist in seinem Element: Entlang des Rio Frio geht eine Vielzahl an Reptilien, Vögeln, Säugetieren und Amphibien ihrem Tagwerk nach - versteckt im Blättergrün, auch unbekümmert im sonnenbeschienenen Uferschlamm. „Kapuzineraffen auf zehn Uhr, Muttertier mit Säugling am Rücken. Rechts ein Leguan!“ Darunter jagt ein Schlangenhalsvogel Frösche, im Kapokbaum spreizen Geier ihre Flügel zum Wärmen im Sonnenlicht: „Die Truthahngeier haben einen roten Kopf, die Rabengeier einen schwarzen.“

Anton Weissenhofer begleitet eine Studienreise quer durch Costa Rica. Der Wissenschaftler ist seit 30 Jahren regelmäßig in Zentralamerika - häufig mehrere Monate pro Jahr. An der Uni Wien lehrt er Tropenökologie und Botanik Lateinamerikas, in Costa Rica leitet er die Tropenstation La Gamba: Die Forschungsstation - sie liegt im sogenannten Regenwald der Österreicher am Rande eines Dschungels - ist Anlaufstelle für Forscher/innen und Umweltfreund/innen.

Studentinnen recherchieren für Diplomarbeiten, Wissenschaftler machen Feldforschung. Der Urwaldstützpunkt ist Teil eines Netzwerks, das einen biologischen Korridor errichtet - eine bewaldete Verbindung von Nationalpark zu Nationalpark, um den Lebensraum für Tiere zu vergrößern.

Rio Bonito im Nationalpark Piedras Blancas

ERNST WEBER

"Ein Montezumastirnvogel, oben im Guanacastebaum“.

In La Gamba verbindet man die Tieflandregenwälder des Golfo Dulce mit den angrenzenden Bergregenwäldern. Mit Spendengeldern kauft man Grundstücke: Viehweiden, ehemalige Bananenplantagen - Farmen, die auf abgeholztem Regenwald betrieben wurden. Dieses Agrarland wird wieder bewaldet: In einer Baumschule der Tropenstation ziehen Mitarbeiter/innen Urwaldbäume heran und pflanzen sie ein - bis zu 70 Baumarten pro Hektar.

„Die Artenvielfalt im Regenwald ist enorm“, sagt Weissenhofer und schlüpft in seine Gummistiefel. Der Botaniker stapft auf einem ehemaligen Holzfällerweg durch Morast, hinein in den Dschungel. Seltsame Vogelstimmen hallen durch den Wald. „Ein Montezumastirnvogel, oben im Guanacastebaum“, flüstert Anton Weissenhofer und deutet zur ausladenden Krone eines Urwaldriesen. Mittendrin hängen schlauchartige Beutel. „Montezumastirnvögel bauen Hängenester, sie sind Gemeinschaftsbrüter, bauen bis zu 30 Nester in einem Baum.“ Emsig umfliegen die Vögel mit den gelben Schwanzfedern die Nester und füttern ihre Jungen.

"Wahrscheinlich hat uns der Puma sogar beobachtet.“

„Die Artenvielfalt im Regenwald ist enorm“, sagt Weissenhofer und schlüpft in seine Gummistiefel. Der Botaniker stapft auf einem ehemaligen Holzfällerweg durch Morast, hinein in den Dschungel. Seltsame Vogelstimmen hallen durch den Wald. „Ein Montezumastirnvogel, oben im Guanacastebaum“, flüstert Anton Weissenhofer und deutet zur ausladenden Krone eines Urwaldriesen. Mittendrin hängen schlauchartige Beutel. „Montezumastirnvögel bauen Hängenester, sie sind Gemeinschaftsbrüter, bauen bis zu 30 Nester in einem Baum.“ Emsig umfliegen die Vögel mit den gelben Schwanzfedern die Nester und füttern ihre Jungen.

Der Biologe gibt seine Begeisterung für Flora und Fauna an seine Reisegäste weiter. Vor einer Kolonie von Blattschneiderameisen, die den Weg kreuzt - sie transportieren akkurat ausgeschnittene Teile von Blättern und bunten Blüten -, schwärmt Weissenhofer vom Sozialgefüge dieser Lebewesen: „Die sind bestens organisiert: Soldatinnen bewachen den Transportweg. Arbeiterinnen reinigen die Blätter von Schmutz und Parasiten. Beim Eingang zu ihrem Bau kontrollieren Wächter die Blätterfracht. Unter der Erde zerkauen sie die Blätter, sie bilden das Substrat für eine Pilzzucht, die die Ameisen im Bau angelegt haben. Sie ernähren sich von den Pilzen. Die betreiben Landwirtschaft im Dschungel!“ Daneben entdeckt der Wissenschaftler Pumaspuren. Eindeutige Fußabdrücke. „Die sind ganz frisch. Wahrscheinlich hat uns der Puma sogar beobachtet.“

Gestaltung: Ernst Weber