Liegendes Mädchen Julia und zwei Handstudien

ALBERTINA/WIEN

Albertina modern

Gustav Klimt: Die Zeichnungen

1897 ist er aus dem Künstlerhaus ausgezogen, um mit gleichgesinnten Künstlern die Secession zu gründen - nun kehrt Gustav Klimt mit einer Personale in das Haus am Karlsplatz zurück. Denn die dort ansässige Albertina modern widmet dem vor 160 Jahren geborenen Künstler und seinen Zeichnungen eine Ausstellung, die ab Samstag (9. April) zu sehen ist.

Von den Anfängen als Vertreter des Historismus, über große Auftragsprojekte in Wien, bis zu Porträts von Damen der Wiener Gesellschaft - gezeichnet hat Gustav Klimt in allen Schaffensphasen und das in hoher Qualität, so die Kuratorin Elisabeth Dutz: "Wir zeigen die Meisterwerke aus der Sammlung der Albertina aus allen seinen Schaffensperioden, und man kann hier Klimt durch sein ganzes Leben begleiten, durch alle seine Themen und seine Hauptwerke. Und es gibt eigentlich keine Phase, wo er schwächer oder stärker war - er ist einfach ein außergewöhnlich fantastischer Zeichner."

Bildnis einer Dame mit Cape und Hut

Bildnis einer Dame mit Cape und Hut, 1897-98

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Klimt-Forschung im Gange

Elisabeth Dutz ist derzeit mit der Aufarbeitung des gesamten grafischen Werks von Gustav Klimt befasst - erste Erkenntnisse dieser institutionenübergreifenden Forschung sollen noch heuer online veröffentlicht werden. Im Zuge der Vorbereitung der aktuellen Ausstellung "Gustav Klimt: Die Zeichnungen" ist die Kunsthistorikerin Elisabeth Dutz übrigens auf ein bisher nicht erfasstes Klimt-Gemälde gestoßen, dass einst im Künstlerhaus versteigert worden ist - Verbleib: unbekannt.

Alles bedeutet etwas bei Klimt

Emotion in der Körperhaltung

Anhand der für die Ausstellung ausgewählten Werke lässt sich nachvollziehen, wie Klimt - mit der Unmittelbarkeit der Arbeit am Papier - künstlerischen und formalen Problemen nachging, wie er mittels Körperhaltungen oder Gesten in Emotionen und Zustände des Menschen nachspürte.

"Wenn er ein Problem lösen wollte, hat er versucht, eine Emotion in verschiedenen Körperhaltungen darzustellen und hat dann das, was am ehesten seinen Vorstellungen entsprach, zu ergründen", sagt Kuratorin Dutz. "Das sind ganze subtile Eingriffe, zum Beispiel eine leichte Neigung des Kopfes, wie die Schulterform verläuft, wie die Hand gehalten wird. Er hat jeden Aspekt der Körperhaltung und der Gestik untersucht."

Kraft des Symbolismus

Die erotischen Zeichnungen dienten als Selbstzweck - er ging da teilweise weiter, als es in einem Gemälde passlich gewesen wäre; viele andere Zeichnungen hingegen entstanden als Studien und Skizzen für geplante Gemälde oder Auftragswerke. Dazu gehören die Fakultätsbilder für die Universität Wien, die Deckenmalereien im Burgtheater oder auch der Beethovenfries in der Secession.

Weibliches Bildnis Studie für Unkeuschheit, Beethovenfries in der Wiener Secession 1901

Weibliches Bildnis Studie für Unkeuschheit, Beethovenfries in der Wiener Secession, 1901

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"Klimt ist einfach ein Symbolist", so Elisabeth Dutz, "das ist er immer gewesen. Alles bedeutet etwas bei ihm! Das darf man nie vergessen. Es ist auf vielfache Weise verschlüsselt - das können wir vielleicht gar nicht alles lesen heute - und es gibt immer etwas zu entdecken bei ihm."

Entschlüsselte Unkeuschheit

Die Unkeuschheit für den Beethovenfries skizzierte er als Frau mit offenem, wallenden Haar. Die junge Frau schaut von unten nach oben, die Lider halb geschlossen, ihre Lippen lasziv geöffnet. "Jedes einzelne Detail dient der Aussage: Das ist keine 'anständige' Frau", erläutert Elisabeth Dutz.

Service

Albertina modern - Klimt: Die Zeichnungen
Albertina - Forschungsprojekt zu Klimts Zeichnungen

Gestaltung

  • Anna Soucek