
FILMLADEN FILMVERLEIH
Kino
"Les Olympiades" von Jacques Audiard
"Les Olympiades" heißt nicht nur der neue Film des französischen Regisseurs Jacques Audiard im Original, sondern auch ein Ensemble von acht Hochhäusern in Paris, wobei jeder der Wohntürme nach einer Olympiastadt benannt wurde. Genau dort hat Audiard seinen neuen Film mit dem deutschen Titel "Wo in Paris die Sonne aufgeht" angesiedelt, einem Porträt von jungen Menschen, deren Leben in vieler Hinsicht noch offen ist.
20. Mai 2022, 02:00
Einem sexuellen Abenteuer ist der Französisch-Lehrer Camille (Makita Smaba) nie abgeneigt. Auch die Suche nach einer Wohngelegenheit im 13. Pariser Bezirk könnte einen entsprechenden Mehrwert bringen. Kurz ist so eine Affäre meistens, nach zwei Wochen ist dem Mann mit den afrikanischen Wurzeln oft langweilig, auch mit der Chinesin Emilie (Lucie Zhang) ist das so. Vordergründig versichert man sich zwar der Unverbindlichkeit der Gefühle, aber dahinter lauert die Verletzlichkeit. Auch für Nora (Noémie Merlant) beginnt mit einem Jusstudium in der Hauptstadt ein neuer Lebensabschnitt.
Lebenswege unklar
Nichts ist und bleibt so wie es scheint. Unter diesem Motto verkreuzt der französische Regisseur Jaques Audiard in seinem Film die fragilen Lebensfäden von drei Personen um die 30 aus der Mittelklasse, deren Lebenswege in wesentlichen Zügen noch ohne klare Richtung sind. Alles ist im Fluss: Job, Familie, Liebe, alles geht und nichts muss.
"Sämtliche Figuren in meinem Film irren sich am Anfang in der Einschätzung ihrer Persönlichkeit, am Ende würden sie aber zu sich finden", meint Audiard.

FILMLADEN FILMVERLEIH
Virtuelle Kontaktanbahnung
Nichts anderes als die Identität junger Menschen unter den Vorzeichen der Globalisierung und Digitalisierung verhandelt der Film, eine Identität geprägt von sozialen Medien und den vielen Möglichkeiten der virtuellen Kontaktanbahnung, mit denen sich auch traditionelle Beziehungsstrukturen und Rollenbilder auflösen. Das provoziert geradezu amouröse Experimente. Nora etwa findet Gefallen an einem Web-Cam-Girl, das im Internet sexuelle Dienstleistungen anbietet.
Schauplatz "Les Olympiades"
Sein Generationenporträt siedelt Regisseur Audiard in der Pariser Hochhaussiedlung "Les Olympiades" an, "ein Ort, der Modernität verkörpert", findet Audiard, grafisch zugespitzt durch die Verwendung von Schwarz-Weiß-Film, um der Vorlage, einer Graphic Novel von Adrian Tomine zu entsprechen.
Der Film "Wo in Paris die Sonne aufgeht" bringt auch den Begriff der Romantik im Kino auf den letzten Stand. Liebeserklärungen können da schon mal eine ganz eigene Poesie entwickeln. "Lieber sterbe ich", meint Emilie auf ein Versöhnungsangebot von Camille. Da ist es um sie aber schon längst geschehen.
Gestaltung
- Arnold Schnötzinger