Anne Teresa De Keersmaeker (BE), Amandine Beyer (FR) / Rosas (BE), Gli Incogniti (FR)

ANNE VAN AERSCHOT

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ImPulsTanz-Festival

Bis 7. August hält wieder das größte Festival für zeitgenössischen Tanz und Performance Einzug in Wien - mit Highlights von Anne Teresa De Keersmaeker, Wim Vandekeybus oder Florentina Holzinger bereit.

Einen Monat lang werden zahlreiche internationale sowie heimische Positionen gezeigt, darunter 15 Uraufführungen. Getanzt wird an Spielorten wie dem Burgtheater, dem Odeon oder dem Leopold Museum. Als kreative Wirkungsstätte für über 200 Workshops dient auch heuer wieder das Arsenal, hinzu kommen die gratis Workshops von "Public Moves", die in der Stadt verteilt sind.

Neben Performances und Konzerten zeigt das Festival auch ein Musikvideoprogramm. Zu sehen ist eine bunte Mischung aus nationalen und internationalen Produktionen, die im österreichischen Filmmuseum vorgestellt werden. Zwischen Hochkultur und Avantgarde bewegen sich die gezeigten Arbeiten, die politische Debatten aufgreifen, aber auch ein Fest der Körperlichkeit zelebrieren und Spielarten des zeitgenössischen Tanzes auf die große Leinwand bannen.

Eine Bühne für Neues und Spezielles errichtet das Rahmenprogramms "Social". Täglich ab 22:00 Uhr bietet die Festival-Lounge im Burgtheater Vestibül ein begleitendes Musikprogramm.

54 Produktionen an 20 Spielstätten, 15 Uraufführungen und 23 österreichische Erstaufführungen, zehn Produktionen bei der Nachwuchsschiene "8:tension" sowie 231 Workshops und Research Projekte - bei ImPulsTanz 2022 wartet "ein dichtes Programm mit Herzblut", so Festivalgründer und Intendant Karl Regensburger. Die Eröffnung am 7. Juli wird vom Tanztheater Wuppertal bestritten, wenn sie die Bühne des Burgtheaters unter Wasser setzen und Pina Bauschs "Vollmond" erstmals in Österreich präsentieren.

Tanztheater Wuppertal Pina Bausch (DE) Vollmond. Ein Stück von Pina Bausch

Vollmond

YAKO.ONE

Surreales bei Vollmond

Das Stück aus 2006 entführt dabei, so Bettina Wagner-Bergelt, scheidende Intendantin des Tanztheater Wuppertal in eine Vollmondnacht, in der "im Mondlicht alles etwas surreal wird". Neben einem großen Felsbrocken auf der ansonsten schwarzen, leeren Bühne kommt hier Wasser als entscheidendes Element zum Einsatz. Wasser, das wie ein dichter Regen von der Decke herunter prasselt, Wasser, aus den Mündern der Tänzerinnen und Tänzer, oder Wasser, in einem Becken am hinteren Bühnenrand, durch das das Ensemble robbt, gleitet, läuft.

Und trotz spielerischer Leichtigkeit attestiert Robert Sturm, künstlerischer Betriebsdirektor des Tanztheater Wuppertal dem Stück Intensität und Ernsthaftigkeit. Er war bei dessen Entstehung 2006 als Assistent und Probeleiter dabei, kannte Pina Bausch und ihre Arbeitsweise gut. Im Ausdruck variierte Pina Bausch bekanntermaßen gerne, und auch wenn in "Vollmond" immer wieder gespielt, gestikuliert und gesprochen wird, so dominiert dennoch die Choreografie und gerade die Soli stellen auch die tänzerischen Höhepunkte des Stücks dar.

Aber nur alleine tanzen geht bei Pina Bausch auch nicht, Duette und Gruppenszenen, die zwischenmenschliche Beziehungen und die bei ihr so beliebte Spannung zwischen Männern und Frauen illustrieren, dürfen nicht fehlen. Flirten und liebevolle Gesten, wie Zudecken oder sanftes Küssen, wechseln sich dabei mit geradezu gewalttätigen ab. Das Bewegungsmaterial ist dabei in Improvisationen mit dem Ensemble entstanden und kam - angeleitet durch Pina Bausch - von den Tänzerinnen und Tänzern selbst.

Weitere Highlights

Anne Teresa De Keersmaeker (BE), Amandine Beyer (FR) / Rosas (BE), Gli Incogniti (FR)

"Mystery Sonatas" von Anne Teresa De Keersmaeker

ANNE VAN AERSCHOT

Die belgische Choreografin Anne Teresa De Keersmaeker war schon mehr als 20-mal Gast beim ImPulsTanz. Nach Performances in Brügge, London und Brüssel gelangen nun ihre "Mystery Sonatas" im Wiener Volkstheater zur österreichischen Erstaufführung. Wie so oft bei der renommierten Choreografin war es ein Musik-Stück, das sie inspirierte - in diesem Fall eine barocke Komposition. Sechs Tänzerinnen und Tänzer ihrer Kompagnie teilen bei den "Mystery Sonatas" deshalb die Bühne mit der französischen Geigerin Amandine Beyer und ihrem Barock-Ensemble.

Schon jetzt ist eine Zusatzvorstellung von "Vollmond" eingeplant, ebenso bei "Mystery Sonatas" von Anne Teresa De Keersmaeker und "Precarious Moves" von Michael Turinsky. Das Solo ist eine der heuer stark repräsentierten heimischen Positionen. Mit dabei ist auch Chris Haring mit Liquid Loft, die Newcomerin Sara Lanner mit der Performance Mining Minds, Florentina Holzinger mit ihrer epochalen Arbeit "Tanz" sowie Simon Mayer und Philip Gehmacher, die beide als Performer und Lehrende in Workshops vertreten sein werden.

Profis treffen auf Nachwuchs

Die 231 angebotenen Kurse sind grundlegender Bestandteil des Festivals. Unterrichten wird heuer auch der Belgier Wim Vandekeybus, der zudem mit zwei Stücken das 35-jährige Bestehen seiner Kompagnie Ultima Vez zelebriert.

MINING MINDS [8:tension] Young Choreographers’ Series

MINING MINDS, 8:tension - Young Choreographers’ Series

CHRISTINE MIESS

Ganz am Anfang ihrer Tanzkarrieren stehen unterdessen die Choreografinnen und Choreografen bei "8:tension", mit Positionen aus Österreich, Simbabwe, Finnland oder Brasilien wird hier einmal mehr die Internationalität des Festivals deutlich. Einer der in diesem Programm seine Anfänge gemacht hat und jetzt ein international gefeierter Choreograf ist, ist der Brite Akram Khan, der heuer mit seiner Neuinterpretation des Dschungelbuchs zu Gast ist. Umrahmt wird das Festival-Programm wie jedes Jahr von "Social", einer Reihe an Partys und Konzerten, bei denen einmal mehr ausgelassen getanzt werden kann und soll.

Service

ImPulsTanz - 7. Juli bis 7. August 2022
Filmmuseum - ImPulsTanz presents

Gestaltung

  • Julia Sahlender