Jude sitzt in einem Wüstengebiet mit seinem Gepäck.

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Film

Nicht ganz koscher

Nur mehr neun männliche Mitglieder sind in der jüdischen Gemeinde im ägyptischen Alexandria übrig. Das ist ein Problem, denn um den Gottesdienst zu den Pessach-Feierlichkeiten abhalten zu können, braucht es mindestens 10 Männer. Und so muss ein Verwandter aus Jerusalem anreisen, eine Reise, aus der der deutsche Film „Nicht ganz koscher – eine göttliche Komödie“ ein unterhaltsames Road-Movie mit politischer Botschaft macht.

Das ist ein demokratisches Land, sagt der Fahrer in einem Bus in Ägypten, demonstrativ. Und weil die muslimische Mehrheit im Bus so entscheidet, fliegt der streng gläubige Jude Ben, der auf dem Weg nach Alexandria ist, aus dem Bus. Mitten in der Wüste Sinai. Doch Rettung scheint nahe: Für einen Beduinen ist es Pflicht, einem Menschen in Not zu helfen.

Ein Araber und ein Jude in der Wüste

Den Araber Adel und den Jude Ben - zwei Männer wie sie in Sachen Herkunft und Religion unterschiedlicher nicht sein könnten - schicken die beiden deutschen Regisseure Stefan Sarazin und Peter Keller auf ein beschwerliches Abenteuer.

Eine Paarung mit Konfliktpotenzial in einem Mikrokosmos und freilich Abbild eines viel größeren, weltpolitischen Konflikts. Regisseur Stefan Sarazin: „Das Ziel unseres Films ist zu zeigen, dass man sich auf menschlicher Ebene, trotz aller Unterschiede, sehr schnell nahekommen kann, vor allem wenn man in einer Notsituation in der Wüste ist.“

Absurde Gebote

Im Kontext eines gemeinsamen Überlebenskampfs werden religiös bedingte Gebote ad absurdum geführt, etwa wenn Ben am Schabbes kein Geld bei sich tragen darf, Abdel übernimmt das gerne, oder wenn Ben - obwohl Wasser knapp ist - auf rituellem Händewaschen besteht.

Aber egal ob Adel und Ben im Auto im steinigen Gelände heftig durchgeschüttelt werden, ob ein Sandsturm die beiden bedroht, oder sie in einem Brunnen landen, aus dem man nur mit gemeinsamer Kraft wieder herauskommt. An Symbolik im Dienste der Völkerverständigung mangelt es dem Film nicht, auch nicht an Humor. „Als politisches Drama hätte diese Geschichte einfach nicht funktioniert, der Humor ermöglicht es auch, dass man dran bleibt und sich für die Figuren interessiert.“

Utopie mit Absicht

Man könnte der freundschaftlichen Annäherung im Film „Nicht ganz koscher“ Naivität vorhalten, aber wenn sie so unterhaltsam vorgetragen wird, schaut man gerne zu. Und eine Utopie wird man als Künstler wohl noch haben dürfen.

Gestaltung

  • Arnold Schnötzinger