Leuchten im Opernsaal

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

"Von der Liebe Tod"

Mahler live aus der Staatsoper

Gustav Mahlers "Kindertotenlieder" und "Das klagende Lied" live aus der Wiener Staatsoper.

Was seine Theaterarbeit bereits zuvor geprägt hatte, das setzte er nun auch in Wien um: Er kämpfte gegen unter dem Deckmantel der "Tradition" versteckte Schlampereien im alltäglichen Betrieb - und er begann, damals ungewöhnlich, in neuen Produktionen Ausstattung und Licht gleichberechtigt neben die musikalische Interpretation zu stellen; alle Künste sollten auf der Bühne ineinandergreifen zu einem ausdrucksstarken Ganzen.

1897, vor 125 Jahren, in der Wiener Hofoper: Am 11. Mai jenes Jahres hat Gustav Mahler mit gewaltigem Erfolg seine Antrittsvorstellung als Dirigent an dieser Bühne gegeben; Wagners "Lohengrin" stand auf dem Spielplan. Am 15. Oktober wurde er zum Direktor des Hauses gekürt - die zehnjährige, die szenische Qualität von Opernwiedergaben revolutionierende "Ära Mahler" nahm ihren Anfang. Bloßes Rampensingen, wie es in jener Zeit noch oft üblich war, war ihm ein Gräuel; er forderte von seinen Sänger:innen Durchdringung der darzustellenden Charaktere. Der Zuschauerraum wurde bereits vor der Ouvertüre verdunkelt, und zu spät kommenden Besucher:innen wurde erst in den Pausen der Zutritt in den Saal erlaubt.

Stilbildende "Ära Mahler"

Der Direktor selbst hat, wie kaum ein anderer, bis zu 100 Vorstellungen pro Saison musikalisch geleitet - und da es damals den Regisseur im heutigen Sinn noch gar nicht gegeben hat, hat Gustav Mahler auch selbst mit dem künstlerischen Personal an der Darstellung gefeilt. Unzählige, weit in die Zukunft wirkende Musteraufführungen sind damals in Wien entstanden.

Doch so groß der künstlerische Erfolg seines Wirkens war, so sehr wurde die Amtszeit Gustav Mahlers als Operndirektor auch von Anfeindungen und Behinderungen seiner Ambitionen begleitet; 1907 hat er demissioniert und Wien verlassen. "Statt eines Ganzen, Abgeschlossenen, wie ich geträumt, hinterlasse ich Stückwerk, Unvollendetes: Wie es dem Menschen bestimmt ist", so seine Abschiedsworte. Und trotzdem war die "Ära Mahler" prägend und stilbildend - nicht nur für die Wiener Oper allein, sondern für den Musiktheater-Betrieb im Allgemeinen.

Calixto Bieito führt Regie

Schon vor seiner Wiener Tätigkeit war Gustav Mahler Königlicher Operndirektor in Budapest und Erster Kapellmeister in Hamburg, vielerorts ist er als Operndirigent in Erscheinung getreten, als Komponist hat er aber nie für die Bühne geschrieben. Und doch wird man nun Musik von Gustav Mahler szenisch in der Wiener Staatsoper erleben können. In der Regie von Calixto Bieito wird das Märchenspiel "Das klagende Lied" für Soli, Chor und Orchester zur Aufführung gebracht.

Das sehr frühe Mahler-Werk aus den Jahren 1879/80 wird ergänzt um die viel später entstandenen "Kindertotenlieder" auf Texte von Friedrich Rückert - "Von der Liebe Tod", eine Hommage der Staatsoper an einen ihrer bedeutendsten Direktoren.

Gestaltung