Julia Hagen

JULIA WESELY

Ö1 Klassik-Treffpunkt

Die Cellistin Julia Hagen

November 2002: Julia Hagen spielt in Salzburg die Uraufführung einer Sonatine des damals erst kürzlich verstorbenen Komponisten Bertold Hummel. Sie ist zu diesem Zeitpunkt sechs Jahre alt.

A Star Is Born? Zweifelsohne: Fast Forward, November 2022: Eben wurde bekannt gegeben, dass Julia Hagen den Bonner Beethoven-Ring erhält. Zur Einordnung: Unter den früheren Preisträger:innen sind Leute wie Gustavo Dudamel und Igor Levit.

2002 bis 2022. So können 20 Jahre wie im Flug vergehen. Aus einem außergewöhnlich talentierten Kind ist eine weltweit aktive Solistin und Kammermusikerin geworden.

Begeisternd natürlich

Julia Hagen ist die Tochter von Clemens Hagen. Nun dürfte es nicht gerade ratsam sein, sich ausgerechnet das Cellospiel als Beruf auszusuchen, wenn der eigene Vater in diesem Metier Weltklasse ist. Dass auch die Mutter Profi-Streicherin ist, nämlich eine gefragte Bratschistin, könnte den Erfolgsdruck noch größer werden lassen. Doch nichts da: Wer Julia Hagen auf der Bühne erlebt, erhält sofort den Eindruck, dass sie gar nicht anders kann, als umwerfend Cello zu spielen.

Ihr Spiel wirkt so natürlich, als hätten sie und ihr Cello ganz einfach beschlossen, ihr Leben miteinander zu verbringen. Die begeisternde natürliche Musikalität der in Salzburg geborenen Julia Hagen geht Hand in Hand mit detailreicher, genauer Phrasierung, blühendem Ton und mühelos perfekter Technik. Das ergibt eine Präsenz auf der Bühne, der sich niemand entziehen kann. Und will.

Auszug aus der Karriere

Ein kleiner Auszug aus der Karriere der Julia Hagen: Sie war 2018 Featured Artist der Jeunesse und dann in zwei aufeinanderfolgenden Saisonen Teil des "Great Talent"-Programms im Wiener Konzerthaus. Die Coronapandemie - eine Gefahr für die Karrieren so vieler junger Musiker:innen - hat Hagens Laufbahn offenbar nicht beschädigen können ...

2023: Kurz vor dem "Klassik-Treffpunkt" steht das Nordamerika-Debüt an, mit Haydns C-Dur-Konzert und dem Vancouver Symphony Orchestra. Wenige Tage nach der Sendung wartet eines der wichtigsten Konzerte des Cello-Repertoires überhaupt auf sie: Dvoraks Cello-Konzert - mit dem RSO Wien. Im März tritt sie zum ersten Mal im Concertgebouw Amsterdam auf, und zwar mit einem weiteren der besten Orchester der Welt, dem City of Birmingham Symphony Orchestra unter der Dirigentin Mirga Grazinyte-Tyla.

Unstillbare Spielfreude

Neben solch spektakulären Solo-Auftritten widmet sich Hagen mit Hingabe der Kammermusik, an der Seite von Cello-Kolleg:innen wie Gautier Capuçon oder Harriet Krijgh, der Geigerin Lisa Batiashvili oder dem schon erwähnten Pianisten Igor Levit. Ihr Repertoire umfasst die Bach-Suiten ebenso wie die Solomusik von Sofia Gubaidulina; den "Sonnengesang" von Letzterer wird sie bei den Salzburger Festspielen 2023 mitgestalten. Sie kann Boccherini und Haydn, aber auch Penderecki und Lutoslawski.

Bislang war im Terminkalender nur für eine einzige CD Platz, aber es werden ganz sicher weitere folgen. Wo soll das alles noch hinführen, und in welchem Tempo? Julia Hagen scheint die Herausforderungen, eine nach der anderen, mit froher Gelassenheit und unstillbarer Spielfreude anzunehmen.

Julia Hagen

JULIA WESELY

Ein Jahr älter als Bach

In den "Klassik-Treffpunkt" bringt sie nicht nur eine Playlist, sondern auch ihr Violoncello mit. Die beiden sind untrennbar: das Instrument von Francesco Ruggieri - es ist ein Jahr älter als Johann Sebastian Bach - und die 311 Jahre jüngere Julia Hagen.

Gestaltung