Saguinus, Krallenäffchen vom Aussterben bedroht

PICTUREDESK.COM/DPA/JENS BÜTTNER

Radiokolleg | 16 01 2023 - 19 01 2023

Aussterben - Fakten und Fiktionen

Ausgestorben wird immer. Tier-, Pflanzen- und Pilz-Arten verändern sich und einige verschwinden. Es gibt allerdings Events, wo in kurzer Zeit extrem viele Lebensformen verloren gehen. Die Erdgeschichte kennt fünf große Massenaussterbe-Events, aber auch die aktuelle Biodiversitätskrise kann als ein solches - nämlich als 6. Extinction - beschrieben werden.

Das große Sterben

"Big Five" nennt sie die Erdgeschichte, die fünf Massenaussterbe-Events, bei denen große Teile des Lebens auf der Erde verschwanden. Das letzte und berühmteste fand vor circa 66 Millionen Jahren statt - hier starben die Dinosaurier aus. Der Blick von der Erdgeschichte ins Heute macht aber auch die dramatische aktuelle Lage sichtbar: Es kann derzeit ein derart rasantes Artensterben in quasi allen Tier- und Pflanzengruppen beobachtet werden, dass die Wissenschaft von einem "Sechsten Massenaussterben" spricht. Diesmal verlaufen diese Prozesse aber viel schneller und sie haben menschengemachte Ursachen.

Wie Dinosaurier die Wissenschaft erschüttern

Am Ende des 18. Jahrhunderts entdeckte die europäische Wissenschaft das Aussterben. Immer mehr Fossilien-Funde, etwa beeindruckende Dinosaurierknochen, tauchten auf und lieferten Hinweise, dass sich Tiere, Pflanzen und Pilze mit der Zeit verändern - und teilweise verschwinden. Erstmal wurde es nötig von abgegrenzten Spezies zu sprechen und die Evolutionstheorie bekam Rückenwind. Aber auch in der jüngeren Wissenschaftsgeschichte sorgen die Dinos für Trubel: Seit circa 50 Jahren weiß man, dass einige von ihnen ganz anders aussahen als bisher angenommen: Sie hatten Federn!

Die Letzten ihrer Art

Der Dodo, der Auerochse, der Tasmanischer Tiger - Aussterben wird oft anhand von emblematischen Arten erzählt, manchmal sogar anhand von einzelnen Individuen. Wir hören von sogenannten Endlingen; der letzten Wandertaube namens Martha oder von Lonesome George, dem letzten Vertreter der Galápagos-Riesenschildkröten. Diese Geschichten gehen unter die Haut. Aber sind sie dazu geeignet, um Bewusstsein dafür schaffen, was zu tun ist? Viele Denker:innen melden daran Zweifel an und fordern neue, andere Geschichten des Aussterbens (und seines Verhinderns). So sei es wichtig zu verstehen, dass Aussterben nicht auf einen Schlag, sondern als schleichender Prozess passiert und dass nicht auf einzelne Arten, sondern auf den Lebensraum als Ganzes geblickt werden sollte.

Welt ohne Menschen

Anthropozän könnte unser aktuelles Erdzeitalter heißen, definiert nach dem umfassenden Einfluss, den der Mensch (anthropos) auf die gesamten bio-chemischen Prozesse der Erde ausübt. Auch der aktuelle Biodiversitätsverlust - das rasant voranschreitende Artensterben - ist ein Charakteristikum des Anthropozäns. Der Gedanke kommt auf, dass das Zeitalter, das der Mensch nach sich benannt hat, auch jenes sein könnte, innerhalb dessen er selbst verschwindet.

Übersicht