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Prämierter Film
Park Chan-Wooks "Frau im Nebel"
Nicht erst seit dem Oscar-Abräumer "Parasite" macht das südkoreanische Kino weltweit auf sich aufmerksam. Als einer seiner Vorreiter gilt Park Chan-Wook, der vor allem mit seiner sogenannten Rache-Trilogie - darunter der Film "Oldboy" - in den 2000er Jahren brillierte und damit zum Publikums- und Kritikerlieblinge der Filmfestspiele in Cannes wurde. So auch mit seinem neuen Film "Die Frau im Nebel", der 2022 in Cannes mit dem Regiepreis ausgezeichnet wurde.
4. März 2023, 02:00
Die Leiche eines älteren Mannes liegt am Fuß eines Bergs in der Nähe der südkoreanischen Stadt Busan. Auf den ersten Moment sieht die Sache wie ein Unfall aus, doch aus Routine wird Kommissar Hae-Joon hinzugezogen, um ein Verbrechen auszuschließen. Schon bald gibt es Ungereimtheiten: Die Emotionslosigkeit der Witwe Song Seo-Rae wundert den Kommissar, doch nicht nur aus diesem Grund erweckt sie sein Interesse.
Bei Beobachtungen mit dem Fernglas fantasiert er sich selbst immer öfter in den Alltag von Song Seo-Rae hinein. Tagträume mit Folgen. Droht da etwa Befangenheit?

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Komplexes Rollenspiel
Polizist trifft auf verdächtige Frau und gerät in einen Loyalitätskonflikt zwischen privater Leidenschaft und beruflichen Pflichten. Diese Konstellation ist in der Filmgeschichte allzu bekannt, für den koreanischen Regisseur Park Chan-Wook ist sie vor allem eine Einladung für ein komplexes Rollenspiel, in dem Eindeutigkeiten zu Freiwild seiner Kreativität werden.
Park Chan-Wook: "In einem Verhör stellt üblicherweise ein Polizist den Verdächtigen Fragen; bei mir ist es auch umgekehrt, die Verdächtige hat Fragen an den Ermittler. Aus dieser Gegenseitigkeit lassen sich die Charaktere sehr facettenreich herausarbeiten."

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Vielfalt kinematografischer Mittel
Abgesehen von den kriminalistischen Herausforderungen benutzt Park Chan-Wook diese Detektivgeschichte als Exerzierfeld für die Vielfalt kinematografischer Mittel: Die Zeit wird zum Spielball von Dehnung und Komprimierung, Realität und Poesie schachteln sich organisch ineinander, und immer wieder ist es verblüffend, was man mit der Gestaltung von Innenräumen, mit Beleuchtung und Farben an Eleganz erzeugen kann, die den Inhalt - egal ob Mord oder Liebe - relativiert.
"Die Berge und das Meer sind sehr präsent in meinem Film", sagt Park Chan-Wook, "je nach Wetter ändern sie ihre Farbe zwischen grün und blau, genauso ändert sich die Stimmung der Figuren, was sich zum Beispiel in einem Kleid von Song Seo Rae zeigt, das mal blau dann wieder grün schimmert."
Täuschungsmanöver
Ein romantischer Spaziergang mit nicht ganz so romantischem Gesprächsstoff. Wenn Regisseur Park Chan-Wook Drama, Thriller und Romanze zugleich bedient, das Ganze als ununterbrochenes Täuschungsmanöver tarnt, dann kann auch schon mal der eine oder andere komische Bonmot rauskommen: "Morden ist wie rauchen, nur der Anfang ist schwer."

Park Chan-Wook
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Gestaltung
- Arnold Schnötzinger