LUNAFILM
Senta Berger in "Weißt du noch?"
Von Wien aus hat sie eine Weltkarriere gestartet: Senta Berger. Die österreichische Schauspielerin gab an der Seite von Curd Jürgens die Buhlschaft am Salzburger Domplatz - und auch in Hollywood konnte sie als einzige deutschsprachige Frau ihrer Generation Fuß fassen. Von der Arbeitswelt möchte sich die 82-jährige Grande Dame der Schauspielkunst zwar langsam zurückziehen - aber eben nur langsam. Aktuell ist Senta Berger in "Weißt du noch?", einer deutschen Kinoproduktion zu sehen. Der Film handelt von einer langjährigen Ehe, von der Liebe zweier Menschen, die sich nun in freudloser Routine wiederfinden.
21. Oktober 2023, 02:00
"Erinnerungen binden. Schon alleine deswegen, weil man gemeinsam nicht nur das reine Glück, sondern auch Situationen erlebt hat, die schmerzvoll waren", sagt Senta Berger im Gespräch mit Ö1. "Und wenn man sich daran erinnern kann, da bekommt man wieder den Geschmack der früheren Zeit in den Mund. Man erinnert sich, wie das war, als die Knie zittrig waren, als man sich das erste Mal geküsst hat. Das kann man mitnehmen für die Gegenwart und ich finde schon, dass dieser Erinnerungen die Gegenwart aufhellen."
Altsein ist eine Zumutung
Was bleibt von der Liebe, wenn die Erinnerung verblasst? Mit dieser Frage richtet sich die deutsche Kinoproduktion "Weißt du noch?" an ihr Publikum: Senta Berger verkörpert darin an der Seite von Günther Maria Halmer die immer noch lebenshungrige Marianne. Mit der nüchternen Alltagsroutine ihrer Ehe möchte sie sich nicht abfinden - zumal doch gerade die Pension so viel Zeit für Abenteuer bieten würde.
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Die Endlichkeit
"Die Frau, die ich spiele, möchte die Zeit, die ihr bleibt, noch füllen. Mit schönen Dingen, mit Reisen, mit Aktivität, und genau das findet ihr Mann furchtbar. Also geht es nicht nur um das Altsein, sondern auch um den unterschiedlichen Zugang zur Endlichkeit", so die Schauspielerin.
Was der von Senta Berger dargestellten Figur der Marianne trotz all der Wehmut gelingt, ist ein humorvoller Umgang mit der Endlichkeit, mit dem Älterwerden und den vielen Souvenirs aus früheren Tagen, die sie aus einer Kiste kramt und entstauben möchte.
"Ohne Humor geht es nicht"
"Ohne Humor geht es ja sowieso nicht und zum Altsein braucht man noch mehr Humor, als man jemals gehabt hat", sagt Senta Berger. "Man braucht auch Zuspruch, dann kann man drüber lachen. Das hilft ungemein, denn das Altsein ist schon eine Zumutung. Ich weiß, dass soll man sich zugeben, aber mir fällt es schwer, ich möchte auf jeden Fall noch mal jung sein. Es war herrlich früher, als junger Mensch und jetzt wird es ein bisschen beschwerlich. Aber innerhalb einer Familie und vor allem an der Seite meines Mannes, der unglaublich viel Humor hat, fällt es mir leicht, auch selbst nicht den Humor zu verlieren."
Gegen die Beschwerlichkeit des Älterwerdens gibt es in dieser Geschichte nicht nur das gemeinsame Lachen, sondern auch ein medizinisches Gegenmittel: Eine Wunderpille, die all die verblassten Erinnerungen wieder zum Vorschein bringt und die Marianne und ihr Mann Günter am Hochzeitstag gemeinsam einnehmen.
Material aus privaten Archiven
Verwoben mit altem Filmmaterial aus den privaten Archiven der beiden Schauspielstars Senta Berger und Günther Maria Halmer, fängt Rainer Kaufmann, der Regisseur des Films "Weißt du noch?" einen Tag im Leben eines alten Ehepaares ein, einen Tag an dem sich beide wieder nach vielen Jahren erinnern möchten. Dieses intime, filmische Kammerspiel hält den Prozess der Rückschau eindringlich und lebendig fest.
"Es geht nicht nur um das Altsein, sondern auch darum, wie man miteinander umgeht. Mit Respekt, mit Anstand, mit Toleranz und letztendlich mit Liebe, denn auch in diesem Film 'Weißt du noch?' spürt man, dass da noch etwas glimmt, da ist noch eine Liebe. Die muss gefördert werden."
Das Paar erinnert sich an die zittrigen Knie vor ihrem ersten Kuss, an die Aufregung, die Euphorie eines Lebens, das gerade erst Fahrt aufgenommen hatte. Dieses Schwelgen in der Vergangenheit erhellt den Raum, durch den die beiden plötzlich tanzen - erhellt damit die Gegenwart, die bleibt. Und gebraucht hätte es dafür vermutlich gar keine Pille - sondern einfach nur Zuwendung und ein paar ausgegrabene Fotografien, über die man sich gemeinsam beugt, über die man lacht und einander fragt: Weißt du noch?
Gestaltung
- Julia Baschiera