Maurizio Nannucci
MAECENAS Ö1 Publikumspreis 2023
museum in progress
33 Jahre Kunstprojekte in öffentlichen, medialen und virtuellen Räumen.
16. Jänner 2024, 12:00
museum in progress ist ein Labor für das Museum der Zukunft, das innovative und zeitgemäße Präsentationsformen für Gegenwartskunst entwickelt. Der gemeinnützige Kunstverein realisiert seit 1990 außergewöhnliche Kunstprojekte in öffentlichen, medialen und virtuellen Räumen, die überwiegend von Firmensponsoren ermöglicht werden. Dank seiner Kooperationspartner ist es museum in progress gelungen, ohne Grundsubventionierung unzählige Arbeiten von über 650 internationalen Künstler:innen im In- und Ausland zu präsentieren. Die Kunstinitiative organisiert Ausstellungen in Medien wie Zeitungen, Magazinen, Plakatflächen, Gebäudefassaden, Flaggen, Internet, TV, in Konzertsälen oder sogar an Bord von Flugzeugen und integriert damit Kunst ins Spannungsfeld des täglichen Lebens. Als "System der Welterschließung" (Cathrin Pichler) ist die Kunst in der Lage, zum Nachdenken anzuregen, gesellschaftliche Missstände zu beleuchten sowie neue Perspektiven auf die Wirklichkeit zu geben. Die Überzeugung, dass Kunst unabhängig ihrer Form oder Inhalte immer politisch ist, da sie das Denken und den Blick der Menschen verändert, prägt das Selbstverständnis der Projekte von museum in progress als gesellschaftspolitische Handlung. Schließlich ist der menschliche Kopf bekanntlich deshalb rund, "damit das Denken die Richtung wechseln kann" (Francis Picabia). Dabei legt museum in progress großen Wert darauf, frei von politischer Einflussnahme zu agieren, wodurch der Raum für mutige Projekte geschützt wird.
Die Veränderung ist inhärenter Teil des Museumskonzeptes von museum in progress und wird bereits in seinem Namen mit dem Zusatz "in progress" ausdrücklich betont. Ohne Veränderung wäre die zeitgenössische Kunst, wie wir sie kennen, undenkbar, gelten doch Innovation und Originalität als zentrale Qualitätsmerkmale zeitgenössischer Kunst. Da erscheint es auch für Museen als institutionelle Träger der Kunst naheliegend, wandelbare Ausstellungsformen zu entwickeln, um die jeweiligen zeitgenössische Kunstwerke möglichst optimal präsentieren zu können. museum in progress ist ein überwiegend immaterielles Museum mit flexibler Struktur, "eine ewige Baustelle" (Chiara Parisi). Durch seine Aktivitäten transformiert museum in progress den öffentlichen, medialen und virtuellen Raum in ein fluides Museum. Dazu kommentierte Massimiliano Gioni, der künstlerische Direktor des New Museum in New York: "Von museum in progress hatte ich gelernt, dass Museen zuallererst Software und nicht Hardware sind, und dieser Gedanke ist heute zeitgemäßer und wirksamer denn je."
museum in progress sucht bei der Sponsorenakquisition nach Synergien. Ausgehend etwa von kuratorischen oder künstlerischen Inhalten, geplanten Standorten oder sonstigen Projektparametern werden Firmen angesprochen, die aus der Zusammenarbeit einen Mehrwert für ihr Unternehmen erzielen können, der weit über Social Responsability hinausgeht. Aktuelle Partner inkludieren unter anderem die iSi Group, Thaddaeus Ropac, Blue Mountain Contemporary Art, Hotel Altstadt, Barta & Partner, Fahnen-Gärtner und die Medienpartner DIE FURCHE, Die Presse und wienlive.
Die Frage nach der Zukunft der Museen wird aktuell infolge der Covid-19-Pandemie weltweit verstärkt diskutiert. museum in progress beschäftigt sich mit dieser Frage seit seiner Gründung und präsentiert seine Visionen für das Museum der Zukunft im Rahmen seiner Kunstprojekte, die somit auch als Feldversuche verstanden werden können und im besten Falle modellhaft einen Beitrag zum Museumsdiskurs leisten. Chris Dercon meinte 2021: "Heute, wo sich viele ein 'Post-Covid-Museum' vorzustellen versuchen, kann ich mich des Gedankens nicht erwehren, dass sich museum in progress dieses 'andere' Museum schon vor langer Zeit ausgedacht hat." Trotz seines unkonventionellen Zugangs erfüllt museum in progress sämtliche Aufgaben von traditionellen Museen gemäß internationalem Standard. 2023 wurde museum in progress für seine hervorragende Museumsarbeit mit dem Österreichischen Museumsgütesiegel ausgezeichnet.
mip