ORF/JOSEPH SCHIMMER
Das war die
Ö1 Hörspiel-Gala 2024
Das Hörspiel ist eine große Bühne für Schauspieler und Schauspielerinnen. Mehr als 100.000 Menschen hören wöchentlich Hörspiele in Ö1. Doris Glaser und Andreas Jungwirth präsentiertenam 23. Februar im Rahmen der traditionellen "Ö1 Hörspiel-Gala" die besten Hörspiele des Jahres.
26. November 2024, 16:50
Bei der vom ORF durchgeführten Abstimmung, bei der 22 Neuproduktionen des Jahres 2023 zur Wahl standen, erhielt das Hörspiel „Das Begräbnis“ von Marc Carnal die meisten Stimmen der Ö1-Hörerinnen und Hörer und wurde dafür mit dem „Publikumspreis“ 2023 ausgezeichnet. Außerdem wurde das Hörspiel „Blasse Stunden/Blijedi sati“ der Autorin Manuela Tomic von einer Jury aus Literatur- und Kulturkritiker:innen als „Bestes Original-Hörspiel“ prämiert. Die Ergebnisse der Publikums- und Juryentscheidungen wurden im Rahmen der „Ö1 Hörspiel-Gala“ am Freitag, den 23. Februar im ORF-RadioKulturhaus bekannt gegeben.
ORF/ANNA TILLER
Als „Schauspieler des Jahres“ wurde Klaus Höring ausgezeichnet. Den Preis für das „Beste Sound Design“ erhielt heuer „Gemeinsame Kindheit“ von Ernst Jandl und Friederike Mayröcker. Ebenfalls ausgezeichnet wurden die Siegerprojekte von „Track 5‘“, dem in Kooperation mit der „schule für dichtung“ ausgeschriebenen Ö1-Kurzhörspiel-Wettbewerb.
Marc Carnal konnte mit seinem Hörspiel „Die Hochzeit“ bereits im Jahr 2022 den „Ö1 Publikumspreis“ gewinnen. Heuer wählten die Ö1-Hörerinnen und Hörer die Fortsetzung „Das Begräbnis“ zum beliebtesten Hörspiel. Genau wie sein Vorgänger ist „Das Begräbnis“ durchgehend in Paar-Reimen verfasst – und lebt von der ungeschönt-satirischen Beschreibung menschlicher Abgründe. Ort der Handlung ist die Trauerfeier des verstorbenen Magnaten Walter List. Auf einem idyllischen Provinz-Friedhof versammeln sich Familie und Weggefährten, um dem kürzlich Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen. Doch Streit ist vorprogrammiert: angeblich soll der Millionär erst kürzlich sein Testament geändert und seine beiden Kinder enterbt haben. Als wäre das nicht genug, machen ein weinseliger Pfarrer und die bekifften Enkelkinder das Begräbnis endgültig zum Fiasko. Als Erzähler fungiert auch diesmal wieder Christoph Grissemann. In weiteren Rollen sind Michaela Bilgeri, Reinhold G. Moritz, Sarah Viktoria Frick und Martin Vischer zu hören.
Bestes Original-Hörspiel: "Blasse Stunden/Blijedi sati“ von Manuela Tomic
Seit 2007 wird im Rahmen der „Ö1 Hörspiel-Gala“ auch der Preis „Bestes Original-Hörspiel“ vergeben. Die Jury aus Literatur- und Kulturkritiker:innen der „Salzburger Nachrichten“, der „Presse“, der „Kleinen Zeitung“, des „Falter“ und des „Standard“ prämierte dieses Jahr „Blasse Stunden/Blijedi sati“ von Manuela Tomic in der Regie von Andreas Jungwirth. In „Blasse Stunden“ muss die Protagonistin Mira, gesprochen von Schauspielerin Marie-Luise Stockinger, zur Beerdigung ihres Großvaters Ivo nach Bosnien, in ihr „fremdes“ Heimatland, zurückkehren. Es ist eine autobiografische Geschichte der Autorin Manuela Tomic. Sie wurde 1988 in Sarajevo geboren und musste als Kind mit ihrer Familie vor dem Bosnienkrieg fliehen. Grundlage für das Hörspiel war ihre Kolumne in der Wochenzeitung „Die Furche“, in der sie mit schwarzem Humor über ihre Familiengeschichte schrieb. Gemeinsam mit Regisseur Andreas Jungwirth hat sie daraus eine zweisprachige Hörspielfassung auf Deutsch und Serbokroatisch erarbeitet. Die stundenlange Autofahrt zur Beerdigung ihres Großvaters wird zur Reflexion über ein Leben, das nur zwei Kapitel kennt: Vor dem Krieg und nach dem Krieg. Bei dem Versuch zu verstehen, was ihr und ihrer Familie passiert ist, stößt Mira auf ein kollektives Gefühl der Angst, Überforderung und Sprachlosigkeit.
ORF/ANNA TILLER
Bestes Sound Design
Dieses Jahr wurde zum zweiten Mal der Preis für das „Beste Sound Design“ eines Hörspiels vergeben. „Gemeinsame Kindheit“ von Ernst Jandl und Friederike Mayröcker konnte die Fachjury überzeugen und belegte somit den ersten Platz. Mehr als 50 Jahre nach der Originalproduktion, die 1970 beim Westdeutschen Rundfunk aufgenommen wurde, haben Dorothee Hartinger, Philipp Hauß und Tobias Leibetseder das stark autobiografische Werk neu interpretiert. Der Dialog der beiden Protagonist:innen stellt ein Spiel dar, ein assoziationsreiches Erinnern und Erfinden. Die autobiografischen Bezüge von Jandl und Mayröcker treten deutlich hervor, und eigene Erinnerungen werden mit denen des jeweils anderen angereichert.
Die Jury begründete ihre Entscheidung folgendermaßen: „Hier hatte ein gesamtes Team Freude an den rhythmischen Vorgaben des Textes und hat denen noch einiges draufgesetzt – Schauspiel, Tongestaltung und Regie balancieren Sprache und Musik wie Kinder auf der Wippe intuitiv perfekt aus. Das antinaturalistische Sounddesign ist chorisch, sphärisch und von einiger technischer Rafffinesse. Dabei überlagert es nichts, drängt sich nicht in den Vordergrund. Aber es lässt uns fliegen. Die hervorragende rhythmische Gestaltung der Schauspieler:innen trägt wesentlich zum äußerst gelungenen Klangerlebnis bei. Herzliche Gratulation an Tobias Leibetseder für Musik und Sounddesign, Elmar Peinelt und Manuel Radinger für die Tongestaltung sowie an Dorothee Hartinger und Philipp Hauß in allen Rollen, ASB Maienzeit für den Gesang und Alexandra Wimmer für die Regie-Assistenz!“
Eine lobende Erwähnung wurde für die Klanggestaltung des Hörspiels „Paula“ von Brita Kettner ausgesprochen. „Hier ist es dem gesamten Team gelungen, abwechslungsreiche Räume zu gestalten, deren akustische Türen miteinander verbunden sind, mühelos auf- und zugehen und so das Hörspiel klar strukturieren und durchgehend abwechslungsreich halten. Einhelliges Urteil der Jury: absolut hörenswert! Wir gratulieren Anna Kuncio und Manuel Radinger für die Tongestaltung, Peter Kaizar für Musik und Regie!“
ORF/ANNA TILLER
Sendetermine
- „Blasse Stunden/Blijedi sati“ von Manuela Tomic am 24.02. um 14.00 Uhr im „Ö1 Hörspiel“
- „Das Begräbnis“ von Marc Carnal am 02.03. um 14.00 Uhr im „Ö1 Hörspiel“
- Die Gewinner:innen des Kurzhörspielwettbewerbs Track 5' am 09.03. um 14.00 Uhr im Ö1 Hörspiel-Magazin
- „Gemeinsame Kindheit“ von Ernst Jandl und Friederike Mayröcker am 23.03. um 14.00 Uhr im „Ö1 Hörspiel“