Wolfgang Kos

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Sommer mit Ö1

Das Ö1 Popmuseum

Neues aus der Vergangenheit verspricht Kurator Wolfgang Kos - von Björk bis Dr. Kurt Ostbahn.

In seiner Radio-Reihe "Popmuseum" präsentierte und analysierte der Historiker und Kulturjournalist Wolfgang Kos von den 70er- bis in die 90er-Jahre auf Ö3 akustische Exponate, Raritäten und Klassiker der Popmusik. Seit seiner Pensionierung als Direktor des Wien-Museums hat Kos bereits einige weitere musikalische Ausstellungen für Ö1 kuratiert. Nun präsentiert er wiederum Neues aus der Vergangenheit. Im Rahmen einer Ö1-Sommerserie sind im Juli und August jeweils dienstags um 16:05 Uhr neue Ausgaben des Popmuseums zu hören. Mit Leporello sprach Wolfgang Kos bereits vor Sendungsstart über seine musikalischen Wegbegleiter.

Für das Ö1 Club-Magazin "gehört" stellte sich Wolfgang Kos diesen Fragen.

Im Popmuseum gilt die Ansage "Klassiker und Raritäten, keine Oldies". Warum war diese Feststellung so wichtig?

Das war einerseits ein Warnschild. Der Begriff "Oldie" umfasste beliebte Schlager und abgenudelte Popnummern. Ich wollte deutlich machen, dass vor allem Besucher willkommen sind, die sich auch für den Background interessieren. Und wo Raritäten versprochen werden, durfte man zurecht Außergewöhnliches erwarten. Die Ernennung von großen Nummern zu "Klassikern" war auch als Provokation gemeint. Der Begriff war ja von der im Hörfunk gut repräsentierten klassischen Musik besetzt. "Klassiker" meint aber auch, dass sich etwas aus einer Menge qualitativ herauslöst. Nach jahrzehntelanger Popgeschichte ergab es Sinn, auch bei Rock, Folk oder Reggae für epochale Stücke zum Gütesiegel "Klassiker" zu greifen.

War es nicht kurios, dass just in der "progressiven" Musicbox, die für Aktuelles zuständig war, eine Sendung mit dem Retro-Namen "Museum" startete?

Natürlich war da Ironie und Freude an einem paradoxen Begriff dabei. De facto wurde eine solche Sendung - sie lief ab 1970 - jedoch gebraucht. Damals waren fünf Jahre alte Platten der Beatles oder von Bob Dylan einerseits noch "zeitgenössische Musik", zugleich aber bereits Geschichte. Viele Jugendliche entdecken Popmusik spontan und begannen sich dann für deren Kontext und Herkunft zu interessieren. Es gab damals im Radio oder sonst irgendwo kaum Möglichkeiten, Infos zu bekommen.

Was änderte sich, als aus dem Museum in der Musicbox eine selbstständige Ö3 Sendung wurde?

Es begann eine neue Phase mit kabarettistischem Einschlag. Diesmal taten wir so, als gebe es tatsächlich ein Popmuseum. Da ich die erforderliche Sprecherschulung noch nicht hinter mir hatte, konnte ich die Ausstellungen nicht selbst präsentieren. Also vertrat mich ein Aufseher, den Wolfgang Hübsch kongenial spielte. So musste ich einem Typen, der sich nicht für die Inhalte interessiert, Texte auf den Leib schreiben, die dennoch informativ sein sollten. Also las der Muffel von Zetteln ab, die ihm "der Herr Direktor" mitgegeben hatte. Das war zwar kurzweilig, aber irgendwann gefährdete der Hang zum Verblödeln die Sendungsidee.

Ab wann präsentierten Sie das Popmuseum persönlich?

Das begann erst in den 1980er Jahren. Damals hat sich das Spektrum über die lange dominierende weiße anglo-amerikanische Musik hinaus erweitert und Bücher lieferten Fachwissen in Hülle und Fülle. Der Wortteil wurde wichtiger, die Sendung journalistischer. Und auch offener und spielerischer. Neben Porträts und Serien zu Musiker und Stilen machten speziell Serien zu Themen wie Wetter, Tieren oder Farben Spaß.

Warum wurde die Sendung 1995 eingestellt?

Weil sie auf dem "falschen" Sender lief, als Sonderfall auf Ö3. Das Feuilletonistische und Popmuseum hätte besser in den Kultursender Ö1 gepasst. 1995 wurde Ö3 generalreformiert. Um die Quoten abzusichern, mussten Einzelsendungen mit persönlicher Musikauswahl und zu vielen Worten eingestellt, um im Flächenradio verlässlichen Flow zu garantieren. Das Popmuseum, in dem auch eine 11-Minuten-Ballade von Dylan Platz haben muss, war da ein potenzieller "Ausschaltimpuls".

Service

Jeden Dienstag, 16:05 Uhr, 2. Juli bis 20. August 2024