Buch des Monats "Der Sehr von Etampes"

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Juli 2024

Abel Quentin, "Der Seher von Étampes"

Abel Quentins Roman "Der Seher von Étampes" ist das Ö1 Buch des Monats.

Ein Literaturwissenschafter namens Jean Roscoff schreibt ein Buch über einen schwarzen Lyriker und kommt in Teufels Küche, weil ihm von linken Kritikern kulturelle Aneignung und Rassismus vorgeworfen wird. Abel Quentin zeigt, wie unbarmherzig die woke Internet-Öffentlichkeit ist und wie rasch der Beifall von der falschen Seite kommt - Roscoff erhält nämlich Unterstützung von einer Rechtsaußen-Organisation und gerät damit unfreiwillig in falsches politisches Fahrwasser.

Die Vorwürfe der kulturellen Aneignung stehen ja im Gegensatz zu den einstigen linken Ideen. Wenn es heißt, er dürfe sich nicht anmaßen, über einen Schwarzen zu schreiben, weil er nie nachvollziehen könne, wie ein Schwarzer sich fühlt, dann ist das das genaue Gegenteil von Roscoffs Ideal des Universalismus, dass man allen Menschen, egal welcher Hautfarbe, auf Augenhöhe begegnen solle.

Abel Quentin beschreibt, wie spalterisch und militant diese woke Gesellschaft sein kann, und wie die Ziele der alten Linken plötzlich falsch sein sollen, denn es geht eben nicht mehr darum, dass alle gleich sind, sondern dass Ungleichheiten wieder zementiert werden.

Service

Abel Quentin, "Der Seher von Étampes", Roman, Übersetzung: Laura Strack, Matthes & Seitz

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