Judith Hoffmann und Doris Glaser

ERNESTO GLASER

Das Ö1 Quiz

Sag beim Abschied leise Servus

Doris Glaser, die sich nach 42 Jahren beim ORF und 21 Jahren als Ö1 Quizmasterin in den Ruhestand verabschiedet, im Gespräch mit ihrer Nachfolgerin Judith Hoffmann

Doris Glaser (DG): Judith, dem Ö1 Radio-Publikum bist du ja als Kulturredakteurin und Moderatorin bereits bestens vertraut. Seit 2009 berichtest du über Buchneuerscheinungen, Musiktheater, Kulturpolitik und was sich sonst so aktuell tut. Was hat dich denn an dem Medium Radio so fasziniert, dass du - vor mittlerweile 15 Jahren - bei Ö1 gelandet bist?

Judith Hoffmann (JH): Der Wunsch war - unausgesprochen - immer da. Zu Hause lief fast ausschließlich Ö1, als Sieben- oder Achtjährige habe ich mit Schulfreundinnen meine ersten Radiosendungen am Kassettenrekorder aufgenommen. Aber dass das ein "richtiger" Beruf ist, hätte ich damals noch nicht zu denken gewagt und mich deshalb auf was Handfesteres verlegt: Ich wollte Schneiderin werden. Und jetzt bin ich eben Tonschneiderin geworden, wenn auch ohne Schere, sondern digital am Computer. Hast du noch mit der Schere geschnitten?

DG: Ja! Ich bin anfangs tatsächlich noch an einer REVOX-Bandmaschine gesessen und hab mit einer Schere mitten hineingeschnitten in die Gedanken der von mir Interviewten. Das war um vieles mühsamer, andererseits aber auch ein sehr körperlicher und dadurch sinnlicher Prozess.

JH: Wie bist du eigentlich beim Radio gelandet - was wolltest du werden?

DG: Mein Berufswunsch war Erika Pluhar - nur die gab‘s halt schon. Psychodrama hat mich auch interessiert als Jugendliche, deshalb hab ich nach der Matura ein Psychologie- und ein Schauspielstudium begonnen. Meine Rhetoriklehrerin hat mich dann bei einem Radiosprecher-Casting angemeldet und da bin ich - wie man auf Wienerisch sagt - einfach "picken geblieben". Auch wenn ich also eher zufällig beim Radio gelandet bin, hätte ich mir rückblickend keinen schöneren Beruf wünschen können.

JH: Da hast du sicher auch dein Schauspieltalent und dein psychologisches Feingefühl gut ausleben können, vor allem, wenn du beim Quiz besonders nervöse Kandidatinnen und Kandidaten in der Leitung hattest. Gab es eigentlich Begegnungen, die du dir ewig merken wirst?

DG: Unvergesslich ist mir beispielsweise ein Kandidat, der Jus studiert hat und sich danach aber seinen Kindheitstraum erfüllen wollte und Straßenbahnfahrer geworden ist. Dieser Austausch mit dem Publikum ist beim Ö1 Quiz schon viel unmittelbarer als in anderen Sendungen. Und bei den öffentlichen Runden, z. B. auf der Buch Wien, kommt man tatsächlich ganz persönlich in Kontakt.

JH: … und mitunter in den Genuss minutenlanger Standing Ovations, die du bei deiner letzten Livesendung am 16. Juni im Casino Baden bekommen hast. Das war wirklich sehr bewegend. Umgekehrt: Was sind denn die größten Herausforderungen als Quizmasterin?

DG: Unangenehm kann‘s werden, wenn bei den normalen Telefonrunden jemand aus der Leitung fällt. Da wird man dann ganz schnell zur Alleinunterhalterin. Das Problem ist nur, dass einem dann die Zeit davonläuft, weil wir ja doch pünktlich zum Ende jeder Sendung einen Wochenchampion küren müssen. Aber die allergrößte Herausforderung wäre es, wenn ich selbst Kandidatin sein müsste.

JH: Dieses Schicksal wird dir nicht erspart bleiben, liebe Doris. Am 13.Oktober gibt’s nämlich zum 100. Geburtstag des Radios ein Sonder-Quiz, live aus dem Radiokulturhaus, zu dem wir dich gern als Kandidatin einladen möchten.

DG: Quasi als Zeitzeugin des vergangenen Jahrhunderts (lacht). Gegen wen muss ich antreten?

JH: Gegen niemanden - du trittst im Team an mit Andi Knoll von Ö3, Eva Deutsch von FM4 und Helene Seelmann von den Ö1 Journalen. Vier großartige Radiostimmen spielen für einen guten Zweck: nämlich für das Projekt Freak-Radio vom Freak-Verein zur Förderung behinderter Menschen in den Medien.

DG: Wenn für die gute Sache gespielt wird, kann ich natürlich nicht kneifen - und ein bisschen was an Wissen ist in den vergangenen 21 Jahren Ö1 Quiz-Producing und Moderation ja vielleicht doch hängen geblieben. Ich fang auf jeden Fall schon mal an, mich mit der Geschichte des Radios in Österreich zu beschäftigen …

JH: Vielen Dank, liebe Doris, für diese kurze "Amtseinführung" und alles Gute für die diversen neuen Abenteuer, die jetzt in der Pension auf dich warten!