ORF/URSULA HUMMEL-BERGER
November 2024
Clemens Berger, "Haus des flüssigen Goldes"
Clemens Bergers Roman "Haus des flüssigen Goldes" ist das Ö1 Buch des Monats.
2. Dezember 2024, 17:54
Alles hat seinen Preis. Sogar die Muttermilch. Sie ist Spiegel einer in-timen, nicht in Euro oder sonstigen Währungen zu messenden Beziehung zwischen Mutter und Kind und nichts, was sich so einfach kaufen oder verkaufen ließe. Möchte man zumindest meinen. In Clemens Ber-gers jüngstem Roman stellt sich dies ganz anders dar. Sein „Haus des flüssigen Goldes“ ist ein satirisches Porträt einer Gesellschaft, die schier alles zu Geld macht. Selbst die Mutterschaft wird zum Geschäftsmodell, das Werte wie Solidarität, Egalität und Mitgefühl ad absurdum führt und die Gemeinschaft an den Rand des Abgrunds.
Die Welt ist käuflich, und damit jeder und jede: Das führt Clemens Berger gekonnt und unterhaltsam vor. Wer nicht aufpasst, verliert sich im Getriebe. Wertschätzung und Ächtung liegen in Zeiten, da die Soci-al Media über den Auf- und Abstieg eines Menschen entscheiden, eng beisammen. Und damit das ökonomische Fortkommen oder Scheitern. Berger zeigt, wie volatil die Werte sind, auf denen die Gesellschaft un-serer Tage ruht. Frühere Normen eines humanistischen Miteinanders sind längst außer Kraft gesetzt. Stattdessen werden seltsame Gesin-nungen wie etwa ideologisch überhöhte Mutterschafts-Dogmen zu Er-satz-Philosophien, denen die Menschen blind aufsitzen.
Service
Clemens Berger, „Haus des flüssigen Goldes“, Roman, Residenz Verlag, 216 Seiten.