Timm Ulrichs

PICTUREDESK.COM/DPA/OLE SPATA

Radiokolleg | 01 07 2024

Timm Ulrichs

Das berühmteste Werk des Konzeptkünstlers Timm Ulrichs ist eine Performance aus dem Jahr 1975: Da defilierte er mit Brille, Blindenstock und einer gelben Armbinde über die Art Cologne und hielt ein Schild mit einer Aufschrift hoch: "Ich kann keine Kunst mehr sehen!". Mit dieser provokanten Darbietung kritisierte er den Kunstmarkt und dessen Kommerzialisierung und warf zudem, im Hinblick auf die eigene Profession, einen selbstironischen Blick auf das Künstler-Ich.

Timm Ulrichs, 1940 in Berlin geboren, bezeichnete sich einst als "zu Unrecht verkanntes Genie aus Hannover" - dort hatte er in den 1960er Jahren Architektur studiert. Auch wenn in dieser Formulierung Ironie mitschwingen mag, ist sie doch Bestandsaufnahme einer Vita, die, trotz zahlreicher Aktivitäten an der vordersten Front der konzeptuellen Avantgarde, nie zu Ruhm und allgemeiner 'name recognition' führte: Timm Ulrichs, der sich früh als freier Künstler deklarierte und als Eisverkäufer und Tellerwäscher jobben musste, um seinen Lebensunterhalten bestreiten zu können. "Künstler wird man durch Entschluss, nicht durch Talent", sagte er einmal in einem Interview. Heute gilt Timm Ulrichs als Vorreiter einer institutionskritischen Konzeptkunst und einer Body Art, die mit radikalen Mitteln grundsätzliche existentielle Fragen formuliert: 1981 ließ er sich auf sein rechtes Augenlid die Worte "The End" tätowieren - der Abspann für den ultimativ letzten Film.

Gestaltung

  • Thomas Mießgang

Übersicht