Hainzl M. und Wimmer E.

Eric Schopf KREIS

Margit Hainzl und Emil Wimmer

„Die Welt ist groß genug“

Interview mit dem "Ambiente"-Duo

Seit fast 40 Jahren macht ihr - Kunsthistorikerin und Philosoph/Maler, beide aus dem Innviertel - gemeinsam Radio. Wie kam das?

EMIL: Indem wir gemeinsam gereist sind. Und dann haben wir die Arbeiten verteilt: Ich mache meistens das Manuskript, Margit das Technische. Wir haben das auch immer als Vorteil gesehen, dass wir beruflich unterwegs sind - das In-Kontakt-gehen-Sollen; weil ich bin an sich, würde ich mal behaupten, eher ein schüchterner Mensch. Rein privat würde ich nicht so leicht wen anreden.

Ihr nennt euch (Halb-)Nomad:innen - warum?

MARGIT: Weil wir fast immer längere Reisen machen - pro Reise zwei Monate im Durchschnitt. EMIL: Die letzte war sieben Wochen Philippinen und Borneo, die nächste geht nach Kanada für zweieinhalb Monate. Wir machen das immer als Kombi (Anm.: aus beruflich und privat), sodass wir keinen Zeitdruck haben.

Seid ihr im Studio manchmal verschiedener Meinung?

(Beide verneinen.) MARGIT: Man erlebt’s ja gemeinsam und bespricht sich schon auf der Reise: „Das wird ein wichtiger Aspekt.“ EMIL: Oder: „Das wird schwierig!“

Zum Beispiel?

EMIL: Unsere Fahrt auf dem Fluss Rajang in ­Borneo - das war steinig. MARGIT: Ein Höllenlärm, „Höllenmusik“: die Maschine von diesem „flying coffin“ (Anm.: dem Schiff) - der schaut wie eine altmodische Rakete aus. Es gibt keine fixen Fahrpläne, die Leute in den Dörfern können nicht englisch. EMIL: Wir können nicht malaiisch. MARGIT: Wobei aber alle freundlich neugierig sind.

Gab es auf euren Reisen auch mal heikle Situationen, wo es wichtig war, dass ihr zu zweit wart?

EMIL: Wir haben einmal einen Raubüberfall erlebt, 2002 in Peru. Das waren vier junge Männer. MARGIT: Die haben uns auf den Boden „gelegt“ und die Kehle zugedrückt. Ich hab gesehen, der Emil rührt sich nicht im Staub … hab ein bissl Panik gekriegt. Aber sie waren sehr schnell. EMIL: Das waren Profis. MARGIT: Unser nächstes Ziel war eigentlich der Amazonas. EMIL: Von Iquitos bis zur Mündung, 3.600 km in einem Monat haben wir vorgehabt. „Sollen wir das jetzt machen?“ MARGIT: Da haben wir lang überlegt. EMIL: Und dann haben wir es doch gemacht - war die richtige Entscheidung. Eine tolle Reise. Wir haben uns sozusagen nicht kleinkriegen lassen.

Was macht euren Reisedrang stärker als alle Unbilden?

EMIL: Für mich ist es das Motiv, Neues, mir noch Unbekanntes kennenzulernen, zu entdecken. (Margit stimmt zu.) Es ist zwar meistens gar nicht so ganz anders als daheim, zumindest in der Zivilisation. Überall wird nur mit Wasser gekocht, aber die Welt ist für ein Menschenleben immer noch groß genug.

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