Joy Adamson und Löwin Elsa

ORF/BBC

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Die Liebe einer Löwin

Genua, 1937. Eine mondäne junge Frau besteigt den Dampfer nach Mombasa. Friederike „Fifi“ Gessner, geboren im altösterreichischen Troppau, heute Opava, hat in Wien Malerei und Medizin studiert, sie ist eine ausgebildete Pianistin und tollkühne Sportlerin. Auf der Reise nach Kenia lernt sie den Schweizer Botaniker Peter Bally kennen. Er gibt Fifi einen neuen Namen: „Joy, weil du so viel Freude in mein Leben bringst!“ Sie heiraten, aber die Freude dauert nicht lang. Peter Bally ist zur Erforschung der Pflanzenwelt nach Kenia gekommen, Joy hält sie in Zeichnungen fest. Ihr Ruf dringt bis nach London, wo ihre Blumenbilder ausgestellt und mit einem Preis ausgezeichnet werden.

Joy bekommt von der Kolonialregierung den Auftrag, die verschiedenen Stämme Kenias in ihren Trachten zu malen, Bilder, die heute im Nationalmuseum Nairobi hängen, ein wichtiger Beitrag zum Kulturerbe des Landes. In dieser Zeit macht Joy die Bekanntschaft von George Adamson. Der Engländer ist Berufsjäger und hat im Mau-Mau-Krieg gekämpft. Er begleitet Safaris und betreut als Wildhüter ein riesiges Tierreservat. Nachdem Joy ein halbes Jahr allein in einem Zelt auf dem Mount Kenia Pflanzen malt und dabei selbst Schneestürmen trotzt, erobert sie den eingefleischten Junggesellen. Nie hätte er der zarten Frau solches Durchhaltevermögen zugetraut.

Doch in Joy steckt noch weit mehr. Die nächsten 30 Jahre kampiert sie mit ihm in der wilden Natur. Ihr Kinderwunsch bleibt unerfüllt, sie erleidet mehrere Fehlgeburten. Es ist George Adamson, der sie dennoch zur Mutter macht, zu einer der berühmtesten Mütter ihrer Zeit. 1956 erschießt er eine angriffslustige Löwin und entdeckt zu spät, dass sie nur versucht hat, ihre Jungen zu schützen. Er bringt die drei neugeborenen Löwenbabys ins Camp und Joy schließt sie glücklich in die Arme. Das kleinste von ihnen, Elsa, ziehen die Adamsons auf. Damit sie eines Tages wieder in die Wildnis entlassen werden kann, muss Elsa alles lernen, was eine Löwenmutter ihrem Jungen in den ersten zwei Jahren beibringt, um zu überleben, vor allem das Jagen. Eine lange, schwierige Aufgabe, die schließlich gelingt. Elsa liebt ihre Menscheneltern, sie verlässt nie ihre Nähe und schläft mit ihnen sogar in einem Bett. Auch nach ihrer Freilassung folgt sie, wo immer sie ist, ihrem Ruf. Als die Löwin Mutter wird, bringt sie sogar ihre Jungen auf Besuch ins Camp. Mit fünf Jahren stirbt Elsa an Babesiose einer von Zecken übertragenen Infektion. Joy ist untröstlich. „Ich habe niemals für einen Menschen empfunden, was mich mit Elsa verband. Liebe in ihrer reinsten Form.“

Beinahe gleichzeitig erscheinen die Aufzeichnungen von Joy Adamsons Leben mit Elsa. Born Free, die Schilderung einer unglaublichen Beziehung zwischen Mensch und Raubkatze, wird ein Bestseller, die mit zwei Oscars ausgezeichnete Verfilmung verbreitet Elsas Geschichte auf der ganzen Welt.
Leider hat sie kein Happy End. Die Adamsons trennen sich, Joy macht allein weiter. Die Aufzucht der Leopardin Penny wird ihr letztes Projekt. 1980 kommt Joy von ihrem täglichen Spaziergang nicht zurück und wird erstochen aufgefunden. Ein entlassener junger Mitarbeiter, der seinen Lohn gefordert hat, hat sich an ihr gerächt. George lebt noch bis 1989 in seinem Camp mit einem Rudel Löwen. Auch er stirbt eines gewaltsamen Todes. Ein Leben lang hat er die Wilderer bekämpft, zuletzt wird er ihr Opfer. Erschossen von somalischen Nomaden, endet die Geschichte von Baba ya Simba, dem Vater der Löwen.

Gestaltung

  • Susanne Ayoub