Buch des Monats, Mockup

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Mai 2025

Buch des Monats: "Eine Frau zwischen gestern und morgen"

Das lange übersehene Glanzstück der österreichischen Nachkriegsliteratur, Doris Brehms Roman "Eine Frau zwischen gestern und morgen", ist das Ö1 Buch des Monats.

Doris Brehm ist in der gut erforschten österreichischen Nachkriegsliteratur eine weitgehend unbekannte Autorin geblieben. Ihr 1955 im Globus Verlag erschienener Roman "Eine Frau zwischen gestern und morgen" ist gerade im Kontext einer Literatur über und vor allem direkt aus dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus wenig beachtet worden. Nach 70 Jahren hat die Schriftstellerin Bettina Balàka diesen Roman neu herausgegeben.

Die Geschichte, die Doris Brehm erzählt, ist eine, die zuerst einmal nicht ungewöhnlich war in der NS-Zeit: Was bedeutet es, wenn sich ein ideologischer Riss durch die Familie zieht. Wenn ein Teil der Familie für den Nationalsozialismus ist oder sich zumindest damit abfindet, der andere hingegen in irgendeiner Form Widerstand leisten möchte.

Der Roman handelt zudem von einem literarisch kaum beachteten Thema - jedenfalls nicht in der unmittelbar nach 1945 publizierten Literatur: vom Verstecken verfolgter Menschen, von so genannten U-Booten. Das war eine lebensgefährliche Sache für alle Beteiligten. Doris Brehm schildert ihn als Akt der Emanzipation, als Schritt aus der autoritären Umklammerung des Mannes bzw. des Vaters.

"Eine Frau zwischen gestern und morgen" ist ein lange Zeit übersehenes Glanzstück der österreichischen Nachkriegsliteratur. Ein Roman, der auf unsentimentale Weise von Gewissensfragen handelt, von "richtigen" und "falschen" Entscheidungen und schließlich davon, dass man als Einzelner im scheinbar übermächtigen Räderwerk der Politik viel bewirken kann, wenn eine Reihe von Widerstandsaktivitäten zusammenwirkt.

Service

Doris Brehm, "Eine Frau zwischen gestern und morgen", Roman, herausgegeben von Bettina Balàka, Haymon Verlag

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