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Opus
Zum 200. Todestag von Antonio Salieri
Geschichtsschreibung, zumal über Literatur und Film für die kulturell interessierte Öffentlichkeit, kann manchmal richtig ungerecht und rufschädigend sein, wie sich das am hartnäckig haltenden Bösewicht-Klischee von Antonio Salieri zeigt. Sein 200. Todestag ist nun willkommener Anlass, das Bild vom angeblichen Mozart-Rivalen und dessen heimtückischen Mörder zu revidieren.
30. April 2025, 12:17
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Opus | 01 05 2025
Als solcher wurde er von Alexander Puschkin im Theaterstück Mozart und Salieri, in der Oper auf diesen Stoff, komponiert von Nikolai Rimski-Korsakow und schließlich in Miloš Formans Kinohit Amadeus aus dem Jahr 1984 dargestellt.
Wie man heute gesichert weiß, war das Verhältnis zwischen Salieri und dem um sechs Jahre jüngeren Mozart wertschätzend und kollegial, und ein öffentliches „Kräftemessen“ wie beim „Musikalischen Duell“ von Kaiser Joesph II. galt ausschließlich den beiden damals populären Gattungen deutsches Singspiel und italienische Opera buffa. Salieri bzw. seine Oper Prima la musica e poi le parole (Erst die Musik und dann die Worte) gewann damals das Match in der Orangerie des Schlosses Schönbrunn, u.a., weil er das bessere Libretto verwendet hatte.

Antonio Salieri
GEMEINFREI
Ö1 Schwerpunkt
„Ersatzvater“ Hofkomponist Florian Leopold Gassmann
Antonio Salieri, geboren 1750 als achtes Kind einer wohlhabenden Familie in Legnago in der Nähe von Venedig, erhielt bereits früh Unterricht in Latein, Violine, Cembalo, Orgel und Gesang. Nach dem überraschenden Tod beider Eltern war der vorgezeichnete Weg plötzlich in Frage gestellt. Doch er hatte Glück: Über Stationen in Padua und Venedig, wo seine Ausbildung zu einem umfassend gebildeten Musiker großzügig unterstützt wurde, nahm der damalige Hofkomponist Florian Leopold Gassmann den talentierten Jugendlichen mit nach Wien.
Als „Ersatzvater“ bot er ihm Familienanschluss und die bestmöglichen Lehrer. Und er engagierte ihn für seine Kammerkonzerte am Hof, wo das junge Gesangstalent sogar dem Kaiser persönlich auffiel. Liebend gerne kam Gassmann dem Wunsch des musikliebenden Monarchen nach, Ziehsohn Salieri dreimal in der Woche am Hof in die Kammerkonzerte einzubinden. Diesem Hause sollte Salieri selbst später als längst dienender Hofkapellmeister dienen – er war von 1788 bis 1824 prägend für die Kirchenmusik der Wiener Hofmusikkapelle verantwortlich.
Eine ganze Komponistengeneration beeinflusst
Sein großes Gespür für die menschliche Stimme und den Gesang kam nicht nur in seinen zahlreichen geistlichen Werken zur Geltung, sondern auch in seinen 40 Opern. Zudem beeinflusste Salieri als Gesangs- und Kompositionslehrer eine ganze Komponistengeneration wie Ludwig van Beethoven, Franz Schubert und Franz Liszt, und unterstützte deren Schüler und Schülerinnen sowie mit Vorliebe Sängerinnen. Mit gutem Grund also ist das Institut für Gesang und Stimmforschung in der Musikpädagogik an der mdw – Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien nach ihm benannt, schließlich war er auch Gründer ihrer Vorgänger-Institution.
Ein gefeierter Künstler
Im Jahrbuch der Tonkunst 1796 wird Antonio Salieri, der den „Styl des unsterblichen Gluck zum Muster wählte“, porträtiert. Sein Arbeitsschwerpunkt sei die „italiänische Oper“, die „ganz Europa mit Dank erkennet“. Und weiter: „Was auch die Verschiedenheit der Meinungen, und die Neuerungssucht im Geschmacke sagen mag, so ist, und bleibt es noch gewiß, daß seine Opern sich in Witz, Malerei, Scherz, Anmuth, Feuer und gutem ungekünstelten Instrumentalsatz ganz vorzüglich auszeichnen. Wie glücklich er in die Handlung des Sängers hinein zu arbeiten weis, so, daß er demselben nicht nur sein Spiel erleichtert, sondern ihm oftmals sogar den Fingerzeig dazu giebt …“
Soll Antonio Salieri nun aus Mozarts Schatten treten, feiern wir seinen 200. Todestag mit seiner Musik.
Gestaltung: Marie-Therese Rudolph