
ORF/JOHANNES PUCH
Bachmann-Preis
Der Siegertext von Natascha Gangl
Den Bachmann-Preis 2025 gewinnt Natascha Gangl für "da Sta". Der 3sat-Preis geht an Almut Tina Schmidt, der KELAG-Preis an Nora Osagiobare, das neue Stipendium des Carinthischen Sommers an Tara Meister. Den BKS-Publikumspreis bekommt ebenfalls Natascha Gangl, den Deutschlandfunkpreis Boris Schumatsky.
30. Juni 2025, 10:01
Die steirische Autorin Natascha Gangl gewinnt nicht nur den Bachmann-Preis 2025 sondern auch den BKS-Publikumspreis. Eingeladen wurde der Text "da Sta" von Brigitte Schwens-Harrant. Ein poetischer Text, in dem sie Sprache, Identität und Kriegsverbrechen im Grenzgebiet zwischen Österreich, Ungarn und Slowenien verbindet. In ihrem Wettbewerbsbeitrag macht sich Gangl auf die Suche nach den versteckten Spuren eines NS-Verbrechens, das gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in ihrer Heimat nahe der slowenischen Grenze verübt wurde.
Der Siegertext
Bachmannpreis 2025 - "da Sta“, der gesamte Text. Der Download und die Nutzung der Texte darf lediglich zu Privatzwecken erfolgen.
Jurorin findet Siegertext "unfassbar präzise"
Die Jury zeigte sich demnach nicht nur von der kunstvollen und lyrischen Sprachtechnik beeindruckt, sondern auch von der dichten Atmosphäre, die Gangl mit Dialekt-Passagen und genauen Naturbeobachtungen schuf. Jurorin Brigitte Schwens-Harrant sprach in ihrer Laudatio von einem "unfassbar präzise gestalteten Text".
Etwa in einer Textpassage, in der die Autorin einen privat errichteten Gedenkstein für erschossene Juden in einem Wald sucht, wird der Erdboden mit seinen darin verborgenen Verbrechens-Spuren so beschrieben: "Ein offenes Organ, das kaut, verdaut, gärt, gibt".
Gangl schreibt Prosa, Essays und Sprechtexte. Gemeinsam mit der Band Rdeca Raketa hat sie eine neue Form des Hörstücks entwickelt, das sie "Klangcomic" nennt. Nach mehrjährigen Aufenthalten in Mexiko und Spanien lebt die Autorin heute in Wien und in ihrer ursprünglichen Heimat in der Steiermark.

Boris Schumatsky (Deutschlandfunkpreis), Tara Meister (Preis des Carinthischen Sommers), Natascha Gangl (Ingeborg-Bachmann-Preis und BKS Publikumspreis), Almut Tina Schmidt (3SAT preis), Nora Osagiobare (Kelag Preis).
ORF/JOHANNES PUCH
Siegerin spielt auf aktuelle Politik an
Dorthin, wo sich viele Menschen "eine offene, eine weiche, eine vielsprachige Steiermark" wünschten, nehme sie nun den Bachmann-Preis mit, sagte sie. Gangl spielte damit nicht nur auf die slowenische Minderheit in ihrem Bundesland an, sondern auch auf die Landesregierung.
Text: APA/Red.