
PETER OSWALD
Ö1 Talentebörse
Lisa Reiter, Bildende Kunst
In Kooperation mit den österreichischen Kunstuniversitäten präsentiert Ö1 junge Kunst-Talente Österreichs. Lisa Reiter studiert Plastische Konzeption und Keramik an der Kunstuniversität Linz.
7. August 2025, 13:26
Ich positioniere mich an der Schnittstelle zwischen öffentlichem und privatem Raum – an Orten, an denen sich Fragen nach Zugang, sozialen Grenzen und Zugehörigkeit verdichten.
Geboren: 1994 in Grieskirchen
Aktuelles Studium: Plastische Konzeptionen / Keramik (MA), bei Frank Louis, Kunstuniversität Linz sowie Diplomstudium bildende Kunst, Klasse Ortsbezogene Kunst, bei Paul Petritsch, Universität für angewandte Kunst Wien
Mein größter Erfolg: Ich habe mich schon über einige Erfolge in meinem Leben freuen können, hier dabei sein zu können ist definitiv einer davon!
Was wünschen Sie sich, dass Ihre Kunst bei anderen auslöst?
Für mich sind in meiner Arbeit die subtilen Zwischentöne und Beobachtungen sehr wichtig und wenn ich feine Nuancen an Regungen oder kleine Denkanstöße auslösen
kann, freut mich das sehr. Genaue Vorgaben mag ich nicht.
Was ist Kunst und was nicht?
Für mich persönlich kommt es immer auf den Kontext drauf an. Ich bin ein Fan von Arbeiten, wo man den Prozess und die kontinuierliche Auseinandersetzung spürt.
Wie sind Sie zur Kunst gekommen?
Mein Zugang zur Kunst kommt mit Sicherheit über die Affinität zu den Materialien. Ich komme aus einer Familie, in der Material als große Ressource gesehen wird und etwas
selber zu bauen und zu machen als großes Kapital und als Freiheit, seine Umgebung selber gestalten zu können, betrachtet wird. Der nächste Schritt in meiner Jugend war die
HBLA für künstlerische Gestaltung in Linz, dann eine Lehre und Meisterprüfung als Buchbinderin, danach das Studium an der Kunstuniversität Linz und an der Angewandten – ich bewege mich also schon immer in der Sphäre zwischen Kunst und handwerklichen Fertigkeiten.
Kommt Kunst von können, müssen oder wollen?
Ich glaube, es ist ein Zusammenspiel von allen drei Verben, zudem ist es für mich ein großes Privileg und eine ordentliche Portion Durchhaltevermögen gehört auch dazu.
Wo würden Sie am liebsten ausstellen?
Ich habe noch nicht so oft in kleinen Off-Spaces in Wien ausgestellt, das wäre jetzt ein unmittelbarer Wunsch, da Wien auch mein Lebensmittelpunkt ist. Hier gibt es so viele tolle kleine Spaces, die alle ihre architektonischen Eigenheiten haben und auch die verschiedensten Historien beherbergen. Das ist es, was mich an Räumen interessiert.
Mit wem würden Sie gerne zusammenarbeiten?
Ich bin ein großer Fan von Duo-Shows. Eine der bereicherndsten Zusammenarbeiten war jene mit Sonnhild Essl 2024 in unserer gemeinsamen Ausstellung vertical limbo in der Akademie Graz. Wie es aussieht können wir im nächsten Jahr wieder eine gemeinsame Ausstellung umsetzen - gerade in diesem Augenblick kam eine Zusage reingeflattert!
Wie viel Markt verträgt die Kunst?
Ich glaube, das ist eine Gratwanderung.
Und wie viel Kunst verträgt der Markt?
Ich hoffe, dass der Markt ein wenig dynamischer wird und auch die Galerien sich weiterhin trauen, neue, junge Positionen zu zeigen.
Was ist etwas völlig Unvernünftiges, das Sie trotzdem sofort tun würden, wenn Geld keine Rolle spielt?
Zuerst für ein paar Wochen mit meinem Partner nach Japan oder Korea reisen und dann ein 200 m2 großes Atelier in Wien mieten. Ich bin definitiv eine Person, die viel Platz zum Denken, Arbeiten und für all die Materialien braucht.
Welche Vision haben Sie für Ihre Arbeit – oder für sich selbst – in zehn Jahren, die Sie (noch) niemandem erzählt haben?
Das ist kein Geheimnis, aber ein wichtiger Vorsatz: Ich möchte einfach so lange wie möglich und mit so viel Freude am Tun wie nur möglich kontinuierlich meine Praxis weiterentwickeln. Und natürlich träume ich auch von größeren Ausstellungen, in Österreich oder auch im Ausland.
Glauben Sie, dass Ihre Arbeit in Zukunft von künstlicher Intelligenz ersetzt werden könnte – und warum (nicht)?
Definitiv nicht! Den Umgang und das Hantieren mit Material wird nicht ersetzbar sein können und auch wenn's ums Zwischenmenschliche geht, sehe ich bei KI keine große Chance (hoffe ich zumindest!).
Wann und wo sind Sie das letzte Mal unangenehm aufgefallen?
Ich kann manchmal etwas zu perfektionistisch sein… das kann andere schon strapazieren.