Luise Lutz & Michel Strümpf

Adina Veselych

Ö1 Talentebörse

Luise Lutz & Michel Strümpf (Duo), Bildende Kunst

In Kooperation mit den österreichischen Kunstuniversitäten präsentiert Ö1 junge Kunst-Talente Österreichs. Luise Lutz und Michel Strümpf studieren Transarts an der Universität für Angewandte Kunst Wien.

Charakterlich sind wir sehr unterschiedlich. Wir ergänzen uns in vielerlei Hinsicht — sowohl
persönlich, als auch in unserer Arbeits- und Denkweise. Wir teilen viele unserer Interessen
und Träume und können uns für die gleichen Dinge begeistern.

Was ist Kunst und was nicht?

Kunst macht aus Gewohntem Ungewohntes, das scheinbar Banale zu etwas Wesentlichem, lenkt gewohnte Denkprozesse um, gibt individuellen Ausdrucksformen Raum, lässt teilhaben an einer Welt, stellt Fragen, ist mutig… Unserer Meinung nach steckt in allem das Potential, Gegenstand einer künstlerischen Betrachtung zu sein, denn wesentlich ist der Kontext und das In-Beziehung-setzen.

Wie sind Sie zur Kunst gekommen?

Michel: Schon als Jugendlicher hatte ich großes Interesse an Musik und den Wunsch, Musiker zu werden. Die bildende Kunst kam erst später. Ich machte eine Ausbildung zum
Spengler, dann ein Architekturstudium. Während des Architekturstudiums entwickelte sich ein Interesse an analogem Film, da er aufgrund seiner Materialität auch räumlich und
installativ erfahrbar werden kann. Erst in den letzten Jahren an der Angewandten verschob sich der Fokus von Film zu Bildhauerei.

Luise: Im Familien- und Freundeskreis meiner Eltern gab es einige Maler und zuhause hängt viel Malerei. Diese Bilder waren mein erster Kontakt zu bildender Kunst. Ich hatte immer großes Interesse an Tätigkeiten, die mir die Möglichkeit gaben, mich kreativ auszuprobieren (Theater, Musik, Schreiben) und besuchte ein Gymnasium mit künstlerischem Schwerpunkt. Nach dem Schulabschluss wollte ich meine beiden Hauptinteressen vertiefen — die Kunst und die Literatur — und studierte beides. Das Literaturstudium inspiriert mich oft und liefert Denkanstöße, die in das künstlerische Arbeiten einfließen.

Kommt Kunst von können, müssen oder wollen?

Von allem, aber das Wollen ist vielleicht am wichtigsten — wenn man sich Zeit nimmt, sich mit etwas auseinanderzusetzen, entsteht auch meistens etwas, womit man weiterarbeiten kann — so gesehen kann alles Ausgangspunkt einer künstlerischen Arbeit werden.

Wo würden Sie am liebsten ausstellen/auftreten/inszenieren?

Aufgrund unseres Interesses an Club- und Subkultur käme für uns das Berghain in Berlin infrage, da der vielfältige Kulturort neben dem Clubbetrieb auch regelmäßig Kunstausstellungen, Installationen, Performances, Konzerte usw. veranstaltet.

Mit wem würden Sie gerne zusammenarbeiten?

Miteinander — das Arbeiten als Duo ermöglicht uns einen stetigen Austausch und Dialog. Da wir unterschiedliche Sichtweisen und Fähigkeiten in den Arbeitsprozess einbringen,
ergänzen wir uns in der Zusammenarbeit gut, können uns Aufgaben je nach Wollen & Können aufteilen und miteinander lernen.

Wie viel Markt verträgt die Kunst?

Kunst braucht eine gewisse Unabhängigkeit, um gesellschaftlich und kulturell wirksam zu sein. Zu viel Markt würde diese Autonomie und Freiheit einschränken und der finanzielle
Erfolg von Kunst sollte unserer Ansicht nach nicht im Vordergrund stehen.

Und wie viel Kunst verträgt der Markt?

Zu wenig Markt kann jedoch auch das Überleben von Kunstschaffenden gefährden — es geht also um ein Gleichgewicht.

Was ist etwas völlig Unvernünftiges, das Sie trotzdem sofort tun würden, wenn Geld keine Rolle spielt?

Anlegen einer künstlichen Welle am Donaukanal zum Surfen, Smart-Cabrio kaufen.

Welche Vision haben Sie für Ihre Arbeit – oder für sich selbst – in zehn Jahren, die Sie (noch) niemandem erzählt haben?

Neben der bildenden Kunst haben wir ein großes Interesse an elektronischer Musik, Club und Subkultur. Mit einer Vorliebe für Vinyl haben wir Freude am Auflegen und haben uns über die letzten Jahre eine Plattensammlung aufgebaut. Wir würden das Auflegen gerne als weitere Form des künstlerischen Ausdrucks ausüben und in zehn Jahren neben der bildenden Kunst auch als DJs erfolgreich sein.

Glauben Sie, dass Ihre Arbeit in Zukunft von künstlicher Intelligenz ersetzt werden könnte – und warum (nicht)?

Da wir sehr analog arbeiten und KI keine Rolle in unserer Arbeitsweise spielt, können wir wenig dazu sagen. Für uns ist Kunst eine Möglichkeit, Intimität zu einem fremden Menschen aufzubauen und einem Gegenüber ein Stück einer persönlichen Welt mitzuteilen.

Wann und wo sind Sie das letzte Mal unangenehm aufgefallen?

Neulich beim Transportieren von 3 Meter langen Stahlstangen in der U6.

Was wünschen Sie sich, dass Ihre Kunst bei anderen auslöst?

Ein Erkennen von Zusammenhängen — ein flüchtiges Begreifen von etwas, das nicht gänzlich greifbar ist — Neugierde zur genauen Betrachtung und die Lust zu entdecken — das Auffüllen der Lücken mit Geschichten.

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