Sofya Vardanyan

MARIA VARTANOVA

Ö1 Talentebörse

Sofya Vardanyan, Violine

In Kooperation mit den österreichischen Kunstuniversitäten präsentiert Ö1 junge Künstlertalente Österreichs. Sofya Vardanyan, Violinistin aus Armenien, studiert im Master an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien (MUK) bei Boris Brovtsyn und Pavel Vernikov. Geprägt von einer tiefen Leidenschaft für Kammermusik und dem direkten Dialog mit dem Publikum, konzertierte sie bei renommierten Festivals wie dem Perlman Music Program, Moritzburg Festival, Blaricum Music Festival, Budapest Academy Festival, Sion Festival und den Dachstein Dialogen.

Junge Künstlerinnen und Künstler im Porträt

Was ist Kunst?

Für mich ist Kunst die höchste Form aller möglichen Ausdrucksweisen des Lebens. Sie ist unendlich und schenkt uns Menschen die Möglichkeit, etwas über uns selbst zu
entdecken, das wir noch nicht kennen. Besonders die Musik eröffnet uns viele Wege, uns selbst zu erforschen und Fragen an unser Inneres zu stellen. Kunst ist ein großer Raum wie das Universum, in dem die Zeit auf unterschiedliche Weise fließen kann – und dessen Ende nicht sichtbar ist, weil er grenzenlos ist. Doch wenn man einmal seinen Platz in diesem Raum gefunden hat, kann man nicht mehr ohne ihn leben.

Wie sind Sie zur Kunst gekommen?

Ich bin durch die Musik zur Kunst gekommen. In unserer Familie war Musik immer da – sie war ein selbstverständlicher Teil unseres Lebens, da wir aus einer Musikerfamilie stammen. Schon als Kind war ich von Klängen umgeben und fühlte mich wohl darin, durch Musik oder Kunst Dinge zu entdecken. Es hat mir von Anfang an eine tiefe Freude und Zufriedenheit geschenkt, mich in dieser Welt zu bewegen.

Ich bin ein Mensch voller Liebe und Leidenschaft für die Kunst und freue mich, sie zu erschaffen, zu schenken und mit anderen zu
teilen. Es erfüllt mich, Menschen zusammenzubringen und die Momente des Lebens gemeinsam zu
feiern.

Kommt Kunst von können, müssen oder wollen?

Ich glaube, Kunst entsteht aus der Liebe – aus der Liebe zum Ausdruck, zur Schönheit, zu den Menschen und zur Welt selbst. Sie lebt von dem, was wir fühlen, nicht nur von dem, was wir können oder müssen.

Wo würden Sie am liebsten auftreten?

Am liebsten würde ich an einem Ort auftreten, an dem eine echte Verbindung zwischen Musiker und Publikum von beiden Seiten entsteht – und daraus eine besondere Energie wächst. Ob es im Musikverein oder bei einem Hauskonzert ist, macht für mich keinen Unterschied – entscheidend ist, dass eine echte Verbindung zwischen Musiker und Publikum
entsteht.

Mit wem würden Sie gerne zusammenarbeiten?

Es wäre für mich eine große Freude, mit Musiker:innen wie dem Ebene Quartet, Nicolas Altstaedt, Steven Isserlis, Teodor Currentzis, Isabelle Faust und Patricia Kopatchinskaja
zusammenzuarbeiten, da ich ihre künstlerische Tiefe, Inspiration und Leidenschaft für Musik sehr bewundere.

Wie viel Markt verträgt die Kunst?

Ich glaube, die Kunst sollte nur so viel vom Markt annehmen, wie nötig ist, um Menschen zu erreichen – aber niemals so viel, dass sie ihre Freiheit verliert. Für mich liegt das Wesen der Kunst in Ehrlichkeit und Ausdruck, und der Markt sollte eine Brücke zum Publikum sein, nicht eine Begrenzung.

Und wie viel Kunst verträgt der Markt?

Der Markt verträgt nur so viel Kunst, wie er verkaufen kann – die wahre Vielfalt der Kunst geht weit darüber hinaus.

Wofür würden Sie Ihr letztes Geld ausgeben?

Ich würde mein letztes Geld für etwas ausgeben, das mir wirklich am Herzen liegt und mich inspiriert – sei es Musik, ein Erlebnis oder Menschen, die mir wichtig sind.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

In zehn Jahren sehe ich mich mit meinem Quartett oder Trio um die Welt reisen, Konzerte geben, an zahlreichen Festivals teilnehmen und parallel meine eigenen Kunstausstellungen organisieren.

Haben Sie einen Plan B?

Einen festen Plan B habe ich nicht, weil ich überzeugt bin, dass man mit Hingabe und Kreativität seine Ziele erreichen kann. Natürlich bleibe ich flexibel und offen, aber meine Priorität liegt immer auf meiner Kunst.

Wann und wo sind Sie das letzte Mal unangenehm aufgefallen?

Das letzte Mal, dass ich mich etwas unwohl gefühlt habe, war während einer Probe mit meiner Kammermusikgruppe. Es wurde zunehmend schwierig, einander zu verstehen, und ich habe gemerkt, dass das Problem vor allem im Vertrauen lag. Ich habe daraus gelernt, dass es oft nicht darum geht, wer Recht hat oder wer falsch liegt, sondern darum, wie wir gemeinsam etwas erreichen können, wenn wir einander mehr vertrauen und versuchen, einander zu spüren, anstatt nur zu sagen, wie wir denken, dass es gemacht werden muss.

Wollen Sie die Welt verändern?

Ich glaube, echte Veränderung beginnt bei einem selbst. Deshalb möchte ich zunächst mich selbst besser verstehen, meine Stärken und meine Werte. Wenn ich mich selbst klarer sehe, kann ich vielleicht auch dazu beitragen, die Welt ein kleines Stück besser zu machen.

Übersicht