Kollegin Lara hält ein Handy und zeigt "schule stabil" auf TikTok

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Digitale Schülerzeitungen

Junge Medienformate grätschen rein

Schülerzeitungen haben sich gewandelt: Statt selbstgebastelter Hefte gibt es heute digitale Angebote auf Instagram und TikTok. Zwei neue Projekte machen es sich auch zur Aufgabe, Schülerinnen und Schülern Medienkompetenz zu vermitteln.

Der neue Kanal "Schule stabil" setzt auf eine Mischung aus Information und Unterhaltung. In kurzen Videos werden Themen wie Änderungen im Schuljahr oder die unterschiedlichen Ferienzeiten erklärt. Und es gibt humorvolle Inhalte – etwa Witze über Kleidervorschriften. "Lustig und seriös, ich finde das ist eine gute Mischung", sagt Host Magdalena Bauer.

Was die großen Medien übersehen

Schülerinnen und Schüler können selbst Inhalte beisteuern, erhalten Feedback und Verbesserungsvorschläge und bekommen 50 Euro Aufwandsentschädigung, wenn das Video von "Schule stabil" gepostet wird. Auch Workshops an Schulen sind geplant. Das von der Wirtschaftsagentur Wien geförderte Projekt vom Digitalverlag Hashtag will sich langfristig über Kooperationen und Werbung finanzieren.

Jugendliche für Journalismus zu begeistern sei nicht schwierig. Traditionelle Medien würden den Jungen aber selten ein Angebot machen, das sie abholt. "Und da wollen wir eigentlich jetzt genau reingrätschen", sagt Magdalena Bauer von "Schule stabil". Themen gebe es genug. Viele beschäftige die mentale Gesundheit, sagt Bauer. Jugendliche seien in der Schule überfordert und würden sich oft alleingelassen fühlen.

Honorar und Preise fürs Mitmachen

Parallel ist "Campus A College" gestartet, laut eigenen Angaben die erste bundesweite Schülerzeitung Österreichs. Auch hier können Jugendliche Texte einreichen - von Kurzgeschichten bis zu journalistischen Beiträgen. Erschienen sind schon Texte über Greenwashing, über Österreichs Chancen bei der Fußball-WM oder auch ein Kommentar zur Frage, warum die Skiwoche besser als die Sportwoche ist.

Bei "Campus A College" winken nicht nur ein 30-Euro-Honorar, sondern auch Preise. Wer viel schreibt, kann Smartphones oder beispielsweise Kinogutscheine gewinnen.

Mit "Hugo" über den Artikel chatten

50 Schulen sind schon dabei, in jedem Bundesland ist zumindest eine an Bord. "Es ist wirklich wichtig, dass wir in der aktuellen Zeit unseren Schülern Medienkompetenz beibringen", sagt Chefredakteur Max Langer. "Wie recherchiere ich? Wie erkenne ich online, ob die Nachricht echt ist, ob das Fake News ist oder nicht?“ Wer lernt, journalistisch zu arbeiten, schärfe sein Bewusstsein für diese Fragen.

Unterstützt werden die Nachwuchsjournalisten nicht nur durch Webinare und Videos, die Medien-Know-how vermitteln, sondern auch von einer KI namens "Hugo" - angelehnt an den großen Journalisten Hugo Portisch. Dem Chatbot können die Jugendlichen Fragen zu ihren Texten stellen und so lernen, wie sie es besser machen können.

Sponsorgelder vom Handelsriesen

Hinter "Campus A College" steht der Verlag "Edition A". Neben Eigenfinanzierung gibt es zahlungskräftige Sponsoren wie A1 oder ÖAMTC. Die genauen Geldflüsse sind nicht ersichtlich. Auch die Supermarktkette Spar sponsert Wirtschafts-Berichterstattung beim Schwesterportal "Campus A", einem Lern- und Mitmachmedium, das schon vor einem Jahr gestartet ist und sich nicht nur an Schüler richtet, sondern sich als Akademie für Journalismus versteht.

Dort erscheinen dann Artikel wie: "Schweizer Lebensmittel noch teurer als österreichische" - ein solcher Text finanziert von Spar, dem Handelsriesen dürfte das gefallen. Auch über die Bücher vom Verlag "Edition A" wird immer wieder berichtet.

"Mister Message Control" mischt mit

Verleger Bernhard Salomon weist einen Einfluss auf die Berichterstattung zurück. Ebenso wie Kritik daran, dass Gerald Fleischmann bei "Campus A" eine Kolumne schreiben soll. Der ÖVP-Kommunikationsberater, der unter Sebastian Kurz zum "Mister Message Control" aufgestiegen ist und gegen den in der Inseratenkorruptionsaffäre als Beschuldigter ermittelt wird.

Wie passt das zu einem Projekt, das sich für Medienkompetenz stark machen will? Fleischmann wisse, wie man Medien manipuliert, und das sei für den Nachwuchs allemal interessant, sagt Verleger Bernhard Salomon.

Trennung zwischen Redaktion und Anzeigen-Abteilung, Standhaftigkeit gegenüber politischem Einfluss: Journalistische Standards wackeln schnell. Und das kann kein Vorbild sein, schon gar nicht für die nächste Generation.