Peter Handke

APA/TOBIAS STEINMAURER

Im Gespräch | 07 12 2012

Peter Handke

Erzählen ist eine Art "Heuwenden". Michael Kerbler spricht mit Peter Handke, Schriftsteller

Peter Handke hatte Salzburg, hatte Österreich längst Richtung Jugoslawien verlassen, als er am Abend des 3. Dezember 1987 erster Gast der neuen Ö1-Sendereihe IM GESPRÄCH war. In dieser ersten Ausgabe der Sendereihe IM GESPRÄCH kam der Schriftsteller gleich zweimal ausführlich zu Wort. "Das Ich soll immer weiter werden". Und immer wieder gehe es darum, "ins Leere loszubrechen". Entschieden sei gegen "das Gerede vom Ende der Kunst" aufzutreten, wolle er doch "die Illusion behalten".

Handke brachte viele Themen zur Sprache, die ihn in seinen Stücken und Prosatexten immer wieder beschäftigt hatten: Das Schauen, das Lesen, das Schreiben, "die seltsame Lust auf Überlieferung, die immer wehmütiger und wilder geworden ist", also das, was Handke, nach einem passenden Wort tastend, auch "Ahnungslust" nennt. "Ich möchte zurück an einen fingierten Anfang. Ich weiß ja nicht, wo mein Anfang war. Dieses Gefühl von Anfang, das mir ein Buch im schönsten Fall gibt, das möchte ich immer haben. Ich sitze da und denke mir, Lesen ist die schönste Tätigkeit, weil es mir die Gegenwart zurückführt auf die Vergangenheit".
Das Schreiben ist für Peter Handke ein Zur-Geltung-Bringen des Übersehenen. Immer noch. Was er dafür eintauscht, um in der Lage zu sein, Spuren sichtbar zu machen, Stimmungen auszuloten, zur Sprache zu bringen, hat der Schriftsteller einmal so umschrieben: "Es ist eine universelle Kondition des Schriftstellers geworden, wenn er noch Autor sein will: in der Distanz zu sein und solitair zu bleiben."

Peter Handkes Einsamkeit beim Schreiben, seine Wurzeln und sein Unterwegs-Sein stehen im Mittelpunkt des Gesprächs, das ich jüngst mit dem Schriftsteller in seinem Haus in der Nähe von Paris geführt. Peter Handke hat gestern seinen siebzigsten Geburtstag gefeiert - in Salzburg. Dort erhielt er am späten Nachmittag den Großen Kunstpreis des Landes Salzburg überreicht.

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