Martha Georgiew

GEORGIEW

Das Ö1 Europagespräch

Zuflucht Balkan - Das vergessene Exil?

Als Adolf Hitler 1933 in Deutschland an die Macht kam, waren vor allem der demokratische Westen und die kommunistische Sowjetunion Zufluchtsort für die hunderttausenden Verfolgten des NS-Regimes. Unter ihnen waren Jüdinnen und Juden, Roma und Sinti, Homosexuelle, Andersdenkende und politische Gegner, wie Kommunisten und Sozialdemokraten. Die meisten von ihnen wählten die USA, Großbritannien, Palästina und Südamerika als Exil. Doch wenig bekannt ist, dass auch die Länder Südeuropas viele Flüchtlinge aufgenommen haben.

Allein im damaligen Jugoslawien haben mehr als 55.000 Menschen Schutz vor den Nationalsozialisten gefunden. Über die sogenannte Balkanroute sind Verfolgte auch bis in die Türkei und den Nahen Osten weitergezogen. Im Jahr 1941, als Hitler seinen Feldzug auf Jugoslawien ausdehnte, gab es für die Geflüchteten dann kein Vor und kein Zurück mehr.

Die deutsche Historikerin Marie-Janine Calic, die an der Ludwig-Maximilians-Universität in München die Geschichte Ost- und Südosteuropas lehrt, erzählt in ihrem Buch „Balkan-Odyssee: Auf der Flucht vor Hitler durch Südosteuropa“ Geschichten von berührenden Schicksalen.

Viele Flüchtlingsbiografien galten lange Zeit als unerforscht und diese „erste“ Balkanroute ist heute so gut wie vergessen. Beim Europagespräch, das Ö1 gemeinsam mit der Monatszeitschrift Datum organisiert, reden wir darüber, wie diese Lücke in der österreichisch-deutschen Vergangenheitsbewältigung entstanden und warum eine Aufarbeitung auch heute noch wichtig ist.

Es diskutieren:

Martha Georgiew, Producerin der Ö1 Sendereihe Europa-Journal, spricht mit der Historikerin Marie-Janine Calic.