
DYNAMO WIEN/FLORIAN JUNGWIRTH
Gehört
Das Ö1 Magazin im August
Die stärksten Seiten von Ö1 gehören "gehört", dem monatlich erscheinenden Ö1 Magazin. Neben einer ausführlichen Übersicht über das komplette Radioprogramm des kommenden Monats finden Sie hier interessante Reportagen und Hintergrundberichte über das Programm und seine Gestalter und Gestalterinnen. Das Ö1 Magazin steht exklusiv Ö1 Club-Mitgliedern zur Verfügung.
1. August 2025, 01:09

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Zu unserem Programmschwerpunkt über und mit „Österreicherinnen und Österreicher in der Welt“ haben wir zahlreiche positive Reaktionen bekommen. Besonders hervorgehoben wurde, dass durch diese Reihe ein – wie es oft formuliert wurde – „Blick von außen“ auf unser Land geboten wurde.
Dieser Blick von außen bietet nicht nur den Vorteil, Neues zu erfahren, auch was und wie man anderswo denkt. Er bietet auch die Chance, eigene Annahmen zu überprüfen. In seinem 1786 veröffentlichten Aufsatz mit dem wunderbaren Titel: Was heißt: Sich im Denken orientieren? schreibt Immanuel Kant: „Allein, wie viel und mit welcher Richtigkeit würden wir wohl denken, wenn wir nicht gleichsam in Gemeinschaft mit anderen, denen wir unsere und die uns ihre Gedanken mitteilen, dächten!“ Uns Radiomacher:innen erinnert Kant daran, dass ein monologartiges Vortragen von Gedanken (was wir oft tun) gar kein Denken ist. Denken, so sagt er, sei nur dank der Rückantworten des bzw. der anderen möglich. Und Kant erinnert daran, dass es einen öffentlichen Raum für den Austausch von Gedanken geben muss (das war im 18. Jahrhundert keine Selbstverständlichkeit. Heute leiden wir unter einer Flut von „monologartig“ Vorgebrachtem im digitalen Raum).
Was heißt Denken? Wie denkt man anderswo? Das sind Fragen, mit denen sich im August ein von Sabine Nikolay gestaltetes Radiokolleg beschäftigen wird. Die große Auswanderungswelle aus dem Burgenland in die USA vor 100 Jahren wird ebenso Thema sein wie Berichte von Österreicherinnen und Österreichern über Kultur und Leben in Ostasien. Eine Folge (am 12.8.) widmet sich unterschiedlichen Denkstilen und Diskurstraditionen. Prägend für den Stil einer intellektuellen Debatte in Japan z.B. sei, so der Norweger Johan Galtung, „der allgemeine Respekt vor der Autorität, dem Meister, und das Gefühl der Kollektivität, der organischen Solidarität“. Im Unterschied dazu gäbe es bei uns (Galtung rechnet uns dem „teutonischen Stil“ zu) bei intellektuellen Debatten „selbst unter Freunden keine Höflichkeitsbezeugungen in der Einführung“, im Gegenteil, es würde sofort auf den schwächsten Punkt der Ausführungen zugesteuert. Der anglosächsische Stil hingegen sei (bei aller Unterschiedlichkeit zwischen den UK- und US-Varianten) weitaus konstruktiver, sei faktenorientiert und die Debatte und den Diskurs fördernder. Art und Stil dessen, was Intellektuelle tun, ist also unterschiedlich. Ihm, so Galtung in seinem Essay über „Struktur, Kultur und intellektueller Stil“, sei immer wieder aufgefallen, wie gut Angehörige einer intellektuellen Gemeinschaft zwar andere charakterisieren können, aber wie wenig sie über ihre eigenen Eigenschaften und Eigenarten wissen.
Ein „Blick von außen“ oder, um es mit Kant zu sagen, die Rückantworten des/der anderen, ermöglichen Erkenntnisgewinn – auch uns Ö1 Radiomacher:innen.
Ihnen und uns einen diesbezüglich erkenntnisreichen Sommer mit Ö1 wünscht Ihnen
Kurt Reissnegger
Ö1 Programmchef
Information
- Erscheinungsweise: 12 x p.a.
- Direktversand an Ö1 Club-Mitglieder
- Auflage: 50.000 Stück
- Format: 208 x 289 mm
- Druck: 4-farbig
- Seitenanzahl: 60 Seiten
- Chefredaktion: Robert Heis