Radiokolleg - Der Onkel des Jazz
Stilporträt Ragtime (3). Gestaltung: Hannes Doblhofer
1. April 2009, 09:45
Der Jazz ist in New Orleans entstanden. Aber bevor der New Orleans Stil entstand, gab es um 1890 den Ragtime. Scott Joplin, Jelly Roll Morton, James Scott und Jim Turpin spielten die komponierte und vorwiegend pianistische Musik.
Eine buntscheckige Formenvielfalt prägte sich aus: Die vokalen Ragtime-Songs, die texanischen Banjo-Rags, die Ragtimes für Blaskapellen und Streicher, ja sogar Ragtime-Walzer.
In pianistischer Hinsicht entspricht vieles im Ragtime der Klaviermusik des neunzehnten Jahrhunderts: Es gibt alles darin, was damals wichtig war - von Chopin und vor allem Liszt bis zum Marsch und zur Polka -, aber dies alles in der rhythmischen Auffassung und der intensivierenden Spielweise der Schwarzen.
Wie Ragtime damals wirkte, sagt der Name: ragged time = zerrissene Zeit. In ihm diktiert - im Gegensatz zur europäischen Musik - der Rhythmus die Melodie.
Sidney Bechet schreibt in seiner Autobiografie: "You know, the negro doesn't want to cling to music. But he needs ist; it means something, and he can mean something" ("Wisst ihr, der Schwarze will sich nicht an der Musik festklammern. Aber er braucht sie. Sie bedeutet etwas, und durch sie bedeutet er etwas ...")