Gedanken für den Tag
"Utopien - der Traum von einer besseren Welt" von Michael Krassnitzer
21. April 2010, 06:57
Michael Krassnitzer ist Journalist und lebt in Wien.
Warum gibt es heute keine großen Entwürfe einer idealen Welt mehr? Eine Antwort lautet: Weil es viele kleine Utopien gibt.
Der allgemeine Wohlstand und die vorhandene Freiheit in der westlichen Welt haben dazu geführt, dass jeder seine eigene Privatutopie leben kann. Oder er kann zusammen mit anderen ein Utopia im Miniaturmaßstab errichten.
Wieso mühsam versuchen, Unbelehrbare von den eigenen Idealen zu überzeugen? Man kann ja mit Gleichgesinnten irgendwo im Waldviertel auf einem Bio-Bauernhof in Selbstversorgung ein ökologisch korrektes Dasein führen. Warum Rezepte ersinnen, wie man seine Ideale in die Gesellschaft hineinträgt und verankert? Man kann ja im Internet, in diversen Foren und sozialen Netzwerken, Teil einer selbstbestimmten und basisdemokratisch organisierten virtuellen Community werden.
Die Visionäre und Vordenker von heute treiben sich vor allem im Internet herum. Das hat dazu geführt, dass sich utopische Vorstellungen in erster Linie auf die virtuelle und nicht auf die wirkliche Welt beziehen. Eine Utopie aber, die diesen Namen auch verdient, hat eine Veränderung der Gesellschaft im Sinn, nicht nur eine Veränderung des Kommunikationsmittels - wenngleich das Internet durchaus gesellschaftliche Auswirkungen zeitigt.
Damit neue große Utopien geboren werden, müssten die Visionäre ihre reellen und virtuellen Schrebergärten verlassen. Sie müssten sich hier und jetzt mit anderen zusammenfinden und an der Verbesserung der Welt arbeiten. Von dem brasilianischen Bischof und Theologen Hélder Câmara ist der Ausspruch überliefert: "Wenn einer allein träumt, bleibt es ein Traum. Träumen wir alle gemeinsam, dann wird es Wirklichkeit."
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