Tonspuren

Schreiben im Zwischenraum. Der österreichisch-russische Schriftsteller Vladimir Vertlib. Feature von Judith Brandner

Wann ist eine Biografie eher exotisch und interessant und wann "bedrohlich" fremd, fragt Vladimir Vertlib in "Spiegel im fremden Wort" und gibt sich selbst gleich die Antwort: die Grenzen seien fließend, weil beidem Vorurteile zugrunde lägen.

Seine Biografie ist zweifelsohne exotisch und interessant: geboren 1966 in Leningrad / St. Petersburg; er emigriert mit seinen Eltern 1971 zunächst nach Israel. In den kommenden zehn Jahren folgt eine wahre Odyssee - Wien, Amsterdam, Rom, Israel, USA, abermals Wien. Seine Verwundungen verarbeitet er literarisch, mit distanziertem Humor und Ironie, vor allem im Roman "Zwischenstationen". Es sei ein Merkmal seines Schreibens, hinter der Tragik die Ironie sehen zu können, so Vertlib.

1981 wird er in Österreich sesshaft, studiert Volkswirtschaft, verliebt sich in eine Bibliothekarin, wird freier Schriftsteller und übersiedelt nach Salzburg. Mit Anfang 40 wisse er, sagt Vertlib, dass er nie ganz ankommen, sondern stets in einem sprachlichen und kulturellen Zwischenraum sein werde.

Mittlerweile hat er sieben Bücher geschrieben. Zuletzt erschien (2009) "Am Morgen des 12. Tages", eine Auseinandersetzung mit Vorurteilen und dem radikalen Islamismus. Radikalismen aller Art lehnt Vertlib ab: "Wenn Gott keine anderen Probleme hat, als dass ich Milchiges und Fleischliches mische, ist es sein Problem!"

Sendereihe

Gestaltung