Da capo: Im Gespräch

"Der Landtag bedankt sich für den heldenhaften Kampf der Kärntner Slowenen gegen den Faschismus". Michael Kerbler spricht mit Ana Zablatnik, Zeitzeugin

In der Morgendämmerung des 14. April 1942 begann die sogenannte "Aussiedlung" Slowenisch sprechender Familien aus Kärnten. Innerhalb von 48 Stunden wurden fast 1.100 Personen ohne Angaben von Gründen, und ohne vorab informiert worden zu sein, aus ihren Häusern und Wohnungen vertrieben. Sie wurden in ein Lager nach Klagenfurt gebracht und von dort in Lager der Volksdeutschen Mittelstelle in Deutschland deportiert. Jugendliche, Frauen und Männer, die arbeitsfähig waren, mussten Zwangsarbeit in Industriebetrieben, in der Landwirtschaft oder in Haushalten leisten. Slowenisch zu sprechen war ab sofort strengstens verboten.

Die "Ausgesiedelten" wurden als "volks- und staatsfeindlich" erklärt. Damit war die Voraussetzung erfüllt, ihr Vermögen einzuziehen und ihre Höfe "deutschen Volksgenossen" übergeben zu können. Diese Vorgangsweise hatte zur Folge, dass sich nach dem April 1942 immer mehr Angehörige der slowenischen Volksgruppe dem organisierten Widerstand gegen das NS-Regime anschlossen.

Die Alliierten legten im Jahr 1943 in der Konferenz in Teheran fest, dass Österreich aktiv zur Befreiung vom Dritten Reich beitragen müsse, um in den Grenzen von 1938 wiederhergestellt zu werden. "Den überwiegenden Teil des Kampfes gegen die Nazis leisteten die Kärntner Slowenen, wirklich bekannt ist das heute aber nicht mehr", sagt der Wiener Politologe Walter Manoschek. Während der Staatsvertragsverhandlungen verwies der damalige Außenminister, Karl Gruber, auf den Beitrag des slowenischen Widerstandes zur Befreiung Österreichs. Und auch in Kärnten ließ der Konsultative Landesausschuss am 13. Juni 1945 protokollieren: "Der Landtag bedankt sich für den heldenhaften Kampf der Kärntner Slowenen gegen den Faschismus".

Das Gespräch wurde im Frühjahr 2009 mit der damals 86-jährigen Zeitzeugin Ana Zablatnik aus Fellersdorf / Bilnjovs aufgezeichnet. Der Wieser Verlag widmet Ana Zablatnik, die im März dieses Jahres verstorben ist, zur Frankfurter Buchmesse einen Band der Reihe "Gehört Gelesen". Im Gespräch, das Michael Kerbler mit der Zeitzeugin führte, geht es nicht nur um die Ereignisse in Südkärnten im April 1942, als die Deportation Hunderter Kärntner Sloweninnen und Slowenen begann, sondern auch um die Rolle der slowenischen Frauen Kärntens im Widerstand gegen das NS-Regime damals und die verweigerte Anerkennung dieses Widerstands.

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Buch-Tipps
"Im Gespräch" mit Ana Zablatnik, "Man soll das sein, was man ist", Buch mit CD, Edition "Gehört. gelesen", Wieser Verlag, Klagenfurt/Celovec (ISBN 978-3-85129-882-6)

Peter Handke, "Immer noch Sturm", Prosafassung des Bühnenwerks, Suhrkamp Verlag (ISBN-10: 351842131X bzw. ISBN-13: 978-3518421314)

Florjan Lipus, "Bostjans Flug", Wieser Verlag, Klagenfurt/Celovec (ISBN: 978 -85129-484-X)

Karel Prusnik-Gasper, "Gemsen auf der Lawine", Wieser Verlag, Klagenfurt/Celovec (ISBN: 978-3-85129 562 5)

Bernd Liepold-Mosser, "Partizan", Drama, Reihe "Gehört Gelesen und Gesehen", Wieser Verlag, Klagenfurt/Celovec (ISBN: 13-978-3-85129-831-4)

Martin Hitz und Karl Stuhlpfarrer, "Grenzfall Kärnten", Wieser Verlag, Klagenfurt/Celovec (ISBN: 978-3-85129-639-7)

Peter Handke und Klaus Amann, "Wut und Geheimnis", Wieser Verlag, Klagenfurt/Celovec (ISBN: 978-3-85129-402-5)

Helene Kuchar-Jelka, "Jelka. Aus dem Leben einer Kärntner Partisanin", Dokumentation persönlicher Erinnerungen, neu aufgelegt im Drava Verlag, Klagenfurt/Celovec
(ISBN 978 3 85435 546 5)

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