Dimensionen - Die Welt der Wissenschaft

Ein warmes Grab für die Gravitation. Erik Verlindes Abschied von einer Naturkraft. Gestaltung: Robert Czepel und Armin Stadler

Die Schwerkraft ist die dominierende, aber ungezähmte Herrscherin in unserem Kosmos. Als erste der vier Naturkräfte entdeckt, bereitet sie den Physikern immer wieder Kopfzerbrechen. Bereits Newton müht sich mit der Idee ab, nach der ein Apfel aus demselben Grund zur Erde fallen soll, wie die Planeten um die Sonne kreisen. Sie schlägt sich schließlich in seinem Gravitationsgesetz nieder, das eine anziehende Kraft zwischen den Massen im Kosmos beschreibt.

Aber warum wird dann auch das ferne Sternenlicht, das keine Masse besitzt, von der Sonne angezogen? Dieses Folgerätsel löst Albert Einstein mit seiner Allgemeinen Relativitätstheorie: Das Licht verbiegt sich, weil die Himmelskörper die Raumzeit krümmen. Damit ist die Gravitation keine herkömmliche Kraft mehr, sondern eine geometrische Eigenschaft des vierdimensionalen Gewebes aus Raum und Zeit. Allerdings sträubt sich die Schwerkraft gegen eine Vereinheitlichung mit den anderen drei Naturkräften, die Quantengesetzen gehorchen. Einstein misslingt im Alter bereits die Symbiose mit dem Elektromagnetismus. Und die Suche seiner Erben nach dem heiligen Gral der Quantengravitation verläuft bis heute auf Irrwegen.

Da drängt sich jetzt einem Physiker die exotische Vermutung auf, die Gravitation sei vielleicht gar keine fundamentale Wechselwirkung in der Natur? Sein Name: Erik Verlinde. Und was ist die Schwerkraft dann? Ein abgeleitetes Phänomen, ähnlich der Wärme in der Thermodynamik, behauptet Verlinde. Seit der Niederländer sein "Entropie-Konzept" zu Jahresbeginn publiziert hat, ist das Aufsehen groß und eine neue Grundsatzdebatte über das Wesen der Gravitation eröffnet.

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