Dimensionen - Die Welt der Wissenschaft

Der Stoff aus dem die Waren sind. Eine Sendung anlässlich der 26. Österreichischen Volkskundetagung vom 10. bis zum 13. November in Eisenstadt. Gestaltung: Wolfgang Slapansky

Die Zigarre stammt ursprünglich aus Südamerika. Sie soll in vorkolonialer Zeit unter anderem zu kultischen Anlässen geraucht worden sein. Das aus getrockneten Tabakblättern in aufwendiger Handfertigung hergestellte Genussmittel ist über den Kolonialismus nach Europa gekommen. Hier wurde die Zigarre zum Statussymbol. Die Banderole auf jedem einzelnen Stück sollte das Spezielle und Besondere des jeweiligen Produkts hervorstreichen. Ebenso die aufwendige Verpackung in edlen Holzkistchen. In den wohlhabenden Kreisen wurde die Zigarre zum Synonym von Luxus, Exotik, Entspannung und Wohlstand. Die Porträts von dickbäuchigen, Zigarre rauchenden Großindustriellen prägen heute noch das Bild des erfolgreichen Unternehmers im 19. Jahrhundert.

Doch hat die Zigarre auch ein völlig anderes Image, nämlich das der Geruchsbelästigung. Die Zigarre als ein Beispiel dafür, wie aus einem Ding (Tabak) eine Ware (Zigarre) wird. Das Interesse an "Dingen" - einst ein zentrales Forschungsthema - ist seit einigen Jahren unter neuen Fragestellungen wieder verstärkt in den Mittelpunkt vieler sozial-, kultur- und geschichtswissenschaftlicher Disziplinen getreten: Der dahinter stehende Paradigmenwechsel fragt verstärkt nach der Wechselwirkung von Dingen und menschlichen Bedeutungszuschreibungen. Form und Funktion, Zeichen- und Symbolhaftigkeit von Objekten sind deshalb nicht obsolet, sie werden aber unmittelbarer als früher auf ihr Erkenntnispotenzial für "Mensch-Ding-Beziehungen" hin analysiert. Gefragt wird nach der gegenwärtigen Bedeutung bestimmter Stoffe und Materialien, nach der körperlich-sinnlichen Wahrnehmung bis hin zur Kehrseite des Stofflichen als Körperschmutz, Gefahren oder Abfallstoff.

Sendereihe

Übersicht

  • Soziologie