Gedanken für den Tag

"Gottesbilder" von Helmut Krätzl

Helmut Krätzl ist emer. Weihbischof der Erzdiözese Wien.

Zürnend und eifersüchtig? Barmherzig und väterlich? Die Bibel erzählt vielschichtig und vielseitig von Gott. Weihbischof Helmut Krätzl interpretiert die Gottesbilder der Bibel neu. Sein Bogen reicht dabei von den berührenden Gottesbildern im Alten Testament über jene, die verstören, bis hin zu einem Gott, der, wie Christinnen und Christen glauben und nicht zuletzt zu Weihnachten feiern, zur Welt kommt. Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer

Gott ist ein Krieger - der Friedensfürst

Über Gott wird heute in aller Öffentlichkeit so viel diskutiert wie schon lange nicht. Den Hauptgrund dafür sehe ich weniger in einem wachsenden Interesse am Religiösen, sondern in einem erstarkenden, polemischen Atheismus, der missionarische Formen annimmt. Dabei wird oft argumentiert, dass monotheistische Religionen aufgrund ihres Glaubens an einen  einzigen Gott friedensunfähig, intolerant, und demokratieunverträglich seien. Für mich erschreckend ist, von welchem Gottesbild die atheistischen "Missionare" ausgehen, wie sie mit der Bibel umgehen. Und welches Gottesbild zeigt uns Weihnachten?

"Gott ist ein Krieger" steht  im Buch Exodus. Wie kommt dieses furchtbare Gottesbild in die Bibel? Das biblische Volk Israel war nicht kriegslüstern, aber es war ständig von außen bedroht. Es will einen Gott, der mächtig ist, der die Feinde besiegt, und wenn nötig auch tötet. "Gott ist ein Krieger", dazu haben ihn die Menschen gemacht. Aber wer weiter  in der Bibel liest merkt, dass gerade dieser Gott immer wieder zum Frieden mahnt. In den Psalmen etwa ist zu lesen: "Frieden verkündet der Herr seinem Volk",

( Ps 46) oder: "Er setzt den Kriegen ein Ende bis an die Grenzen der Erde" (Ps 85).  

Gott will in seinem Volk eine Friedenssehnsucht wecken. Jesaja fasst das in prophetische Worte. Er sagt: "Am Ende der Tage wird man Pflugscharen aus Schwertern schmieden und aus Lanzen Winzermesser machen." Ein utopisches Bild,  das aber sogar weltliche Friedensbewegungen inspirierte. Und  in alle Dunkelheit von Krieg und Bedrohung  kündet Jesaja die Geburt eines Kindes an, auf dessen Schultern eine neue Art von Herrschaft ruht, eine, die Frieden bringt. Darum wird man dieses Kind auch nennen: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Friedensfürst.

Christen feiern zu Weihnachten die Geburt dieses Kindes. Und das Wunderbare ist, dass wenigstens  zu Weihnachten in der ganzen Welt die Sehnsucht nach Frieden wächst und sogar an Kriegsherden für ein paar Stunden die Waffen ruhen.

Weihnachten zeigt  uns ein neues Gottesbild: Gott ist kein Krieger. Im Kind von Bethlehem offenbart sich Gott als Friedensfürst.

Service

Buch, Helmut Krätzl, ...Und suchen Dein Angesicht. Gottesbilder - Kirchenbilder, Wiener Domverlag

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Sendereihe

Playlist

Titel: Ansage "Gedanken für den Tag"
Länge: 00:10 min

Titel: GFT 101220 Gedanken für den Tag / Helmut Krätzl
Länge: 02:41 min

Titel: Absage "Gedanken für den Tag"
Länge: 00:10 min

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