Gedanken für den Tag

"Gottesbilder" von Helmut Krätzl

Helmut Krätzl ist emer. Weihbischof der Erzdiözese Wien.

Zürnend und eifersüchtig? Barmherzig und väterlich? Die Bibel erzählt vielschichtig und vielseitig von Gott. Weihbischof Helmut Krätzl interpretiert die Gottesbilder der Bibel neu. Sein Bogen reicht dabei von den berührenden Gottesbildern im Alten Testament über jene, die verstören, bis hin zu einem Gott, der, wie Christinnen und Christen glauben und nicht zuletzt zu Weihnachten feiern, zur Welt kommt. Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer

Der Ich-bin-da - Immanuel

Ich habe die Erfahrung gemacht, der persönliche Glaube hängt davon ab, in welchem Bild mir Gott begegnet. Menschen haben Gott viele Namen gegeben, in Freude und Ehrfurcht, auch in ihrer Verzweiflung. Dem Mose aber - so wird in der Bibel berichtet - hat Gott selbst seinen Namen  geoffenbart. Aus dem brennenden Dornbusch hörte Mose den Auftrag: "Geh zum Pharao und führ mein Volk aus Ägypten heraus." Voll Angst entgegnete er: "Ich werde den Israeliten sagen: Der Gott euer Väter hat mich zu euch gesandt. Da werden sie fragen: Wie heißt er?" Da antwortete Gott: "Ich bin der 'Ich-bin-da'".

Und Gott hat sein Wort gehalten. Er war immer bei seinem Volk beim Durchzug durch das Rote Meer, in der Wüste, im Zeichen der Bundeslade und des Tempels, durch das Wort der Propheten, in der wachsenden Sehnsucht nach Erlösung. Aber als das Volk alle Hoffnung auf eine gute Zukunft verloren hatte, tröstet es Jesaja mit der Voraussage: Eine Jungfrau wird ein Kind bekommen und ihm den Namen Immanuel geben, das heißt, Gott mit uns. Christen glauben: Diese Weissagung hat sich in der Geburt Jesu erfüllt, wie es das Matthäusevangelium schildert.

In diesem Kind ist also Gott mit uns. Nicht mehr nur in Zeichen, sondern als Mensch unter Menschen. Als Kind, das schutz- und liebesuchend ist. Als Freund gerade der Armen und Kranken. Als einer, der um Freude, Liebe und Zuneigung weiß, aber auch um unser Leid , sogar unsere Todesangst. Ein Gott, der alles mit uns teilt.

Das Kind in der Krippe ist Immanuel. Man wird im Kind aber nur dann Gott erkennen, wenn man ihn sucht, wie die Hirten. Man wird ihn nur finden, wenn man die so überfüllte Herberge des eigenen Lebens öffnet, in der für Gott oft kein Platz mehr ist.

Und wenn ich vor der Krippe stehe, in mancherlei Leid, vielleicht auch in  Angst vor meiner, unserer Welt  und der Kirche Zukunft, dann will mir Gott durch dieses Kind wohl tröstend zeigen: "Schau, ich bin ja mit dir."

Service

Buch, Helmut Krätzl, ...Und suchen Dein Angesicht. Gottesbilder - Kirchenbilder", Wiener Domverlag

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Sendereihe

Playlist

Titel: GFT 101221 Gedanken für den Tag / Helmut Krätzl
Länge: 02:41 min

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