Gedanken für den Tag

"Von Hanna, Friedrich und dem Neuen oder Vom Glück, eine Großmutter zu sein" von Luise Müller

Luise Müller ist evangelische Superintendentin in Salzburg und Innsbruck.

Wilhelm, das jüngste Enkelkind, ist Mitte November geboren worden. Hanna ist gerade vier gewesen, ihr Bruder Friedrich wird im Mai zwei Jahre alt. Seit sie auf der Welt sind, kennt das Leben der evangelischen Superintendentin in Salzburg und Innsbruck eine neue Dimension. Eine ganz andere Liebe, grenzenloses Staunen, große Gelassenheit und eine beglückende Freiheit verbindet sie mit diesen Kindern, die in ihren Eigenheiten eine ständige Herausforderung sind. Ob Schwangerschaftssorgen, Tauffeiern, Urlaub mit drei Generationen, ihr Waterloo als Großmutter oder überraschende Entdeckungen an ihrem Mann, dem Großvater - Oma zu sein ist ganz anders als Luise Müller je gedacht hätte. Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer

Das neue Jahr ist noch jung. Gerade mal zehn Tage ist es alt, unverbraucht, voller ungeahnter Möglichkeiten. Alles kann werden. Es gibt viel Zeit und es gibt viel guten Willen. Natürlich gibt es auch Grenzen. Unsere Schwerfälligkeit, unsere eingeschränkte Sichtweise, unseren manchmal engen Horizont, die Umstände, die anderen.

Mein jüngster Enkel ist gerade mal sieben Wochen alt. Jung und unbelastet. Voller Möglichkeiten. Alles kann aus ihm werden. Als mich meine Tochter nach seiner Geburt noch aus dem Kreissaal anrief, heulend vor Glück und vor Erschöpfung, sagte sie: Jetzt ist er da, mein wunderschöner Sohn.

Seltsam, dass sie die Schönheit entdeckte an einem Neugeborenen, der durch die Saugglocke und andere Strapazen einer 16-stündigen Geburt nüchtern betrachtet sicher nicht unbedingt attraktiv war. Mit 30 Jahren ist sie keine junge Erstgebärende mehr, und als Ärztin wusste sie, was auf sie zukommen konnte im Lauf der Geburt. Sehr reflektiert hat sie ihre Schwangerschaft erlebt und war gleichzeitig staunend und verblüfft über das Wunder dem sie ausgesetzt war. Und jetzt, zwei Stunden nach der Geburt, sah sie nur noch das Wunder.

Der kleine Wilhelm war ein absolutes Wunschkind für seine Eltern. Sie haben sich viele Gedanken gemacht, wissen zumindest theoretisch, wie sich ihr Leben jetzt ändert, dass auf alle Fälle bei einer Berufskarriere der Turbo erst mal ausgeschaltet ist.  

Mittlerweile ist der Alltag eingekehrt. Die Nächte sind aufregend, der Schlafmangel dauerhaft, und manchmal gelingt es keinem der beiden, ihrem schreienden Kind zu helfen ruhig zu werden. Zum Glück reagiert Wilhelm positiv auf die Waschmaschine wenn sie läuft, auch das Geräusch der Dunstabzugshaube beruhigt ihn. Neben dem Staunen über das Wunder Mensch ist ein kühler Kopf gefragt.

Neulich hat Wilhelm einen Pass bekommen und seinen ersten Besuch bei uns hat er auch schon absolviert. Ein bisschen ging es uns Großeltern mit ihm wie mit dem neuen Jahr: Wir waren fasziniert von allen noch ungeahnten Möglichkeiten, die in ihm stecken und wissen gleichzeitig um die Grenzen, die jedem von uns und damit auch ihm auferlegt sind.

Service

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Cy Coleman
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Carolyn Leigh
Album: JAZZ FOR KIDS: SING, CLAP, WIGGLE AND SHAKE !
Titel: A Doodlin' song
Anderssprachiger Titel: Doop doo dee doop
Doodling
Solist/Solistin: Blossom Dearie /Gesang m.Begl.
Länge: 01:10 min
Label: Universal/Verve 9861754

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