Patina - Kostbares aus dem Archiv

"Eine vollendet Unvollendete". Zur Erinnerung an die Schauspielerin und Regisseuse Elisabeth Bergner. Gestaltung: Roland Knie

Selbstverständlich war sie eine Diva - nämlich: sie war es so selbstverständlich, dass sie so wenig als nur möglich Aufhebens davon machte, wie sehr man sie anbetete, in der Männerwelt ringsum vor allem.

Und sie war es doch nicht. Dazu war sie zu klug, zu gebildet, wußte zu gut, was Inhalt und was Fassade, was selbstzerstörerische Überfülle ist, und was der rätselhafte, reizvolle, unauflösliche Rest - und wie viel das mit Künstlertum zu tun hat, mit der Kunst der Menschendarstellung zumal.

Denn Elisabeth Bergner, die noch im 19. Jahrhundert in Österreichisch-Galizien geboren war und in Wien ihre große Karriere begann, stellte keine Menschenbilder, sondern Seelen dar, vermochte es, Gemütsregungen und Gedanken intensiv spürbar zu machen - vor allem auf der Bühne, zu der sie aus dem Filmgeschäft denn auch zurückkehrte.

Und eben das Vollendete findet sich nirgendwo in der menschlichen Seele - und also auch nicht in der Bühnenkunst der Bergner; die freilich, um auch das noch spüren zu lassen, vollendet zu sein hatte.

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